20.06.2023

Obwohl die meisten Unternehmen in Deutschland schon Cloud-Anwendungen haben, liegt der  Anteil der tatsächlichen Cloud-Nutzung noch bei unter 40 Prozent. Der soll aber in den nächsten fünf Jahren auf weit über 50 Prozent steigen, so die Einschätzung des Digitalverbands Bitkom.

Waren viele Unternehmen vor Corona noch reserviert, was die Cloud-Nutzung angeht, hat sich das Bild in Deutschland deutlich gewandelt. So greifen 9 von 10 Firmen heute schon auf die eine oder andere Cloud-Anwendung zurück. Im Schnitt liegt der Anteil der tatsächlichen Nutzung mittlerweile bei 38 Prozent, in fünf Jahren sollen es 56 Prozent sein und der Anteil der Unternehmen, die zu über der Hälfte Cloud-Anwendungen nutzen, von 15 auf 54 Prozent steigen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom bei 554 Unternehmen mit jeweils mehr als 20 Beschäftigten.

Wie die folgende Grafik zeigt, nutzt ein Drittel der Firmen die Cloud schon zu 40 bis 50 Prozent, die Hälfte von ihnen aber wie gesagt nur in geringerem Maße. In fünf Jahren wird der Anteil der Unternehmen, die mindestens 40 Prozent ihrer Anwendungen über die Cloud fahren, jedoch schon bei 87 Prozent liegen. Und das ist fast so hoch wie die 89 Prozent der Firmen, die heute bereits in irgendeiner Form Cloud Computing zum Einsatz bringen.

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Quelle: bitkom

Software-Hersteller müssen ihre Angebote anpassen

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder sieht zwar eine starke Zunahme der Cloud-Nutzung, weist aber auch darauf hin, dass mittelfristig weiterhin nicht alle IT-Anwendungen in den Unternehmen in die Cloud verlagert sein werden.

Nur jedes neunte Unternehmen (11 Prozent), das die Cloud bereits nutzt, fährt eine „Cloud only“-Strategie, weitere 36 Prozent setzen auf „Cloud first“, sprich, dass sie für neue Projekte bevorzugt Cloud-Lösungen verwenden, 35 Prozent auf „Cloud too“, was heißt, dass sie bei IT-Projekten auch mal auf Cloud-Lösungen zurückgreifen.

„Fast die Hälfte aller Unternehmen bevorzugt bei neuen IT-Projekten Cloud-Lösungen“, freut sich Rohleder. Für ihn ist das ein klares Signal an die Software-Anbieter, dass sie ihre Angebote zum Teil noch entsprechend anpassen müssen.

Die häufigste Cloud-Nutzung nimmt mit 92 Prozent der Speicherplatz ein, an zweiter, dritter und vierter Stelle folgen mit 76 bis 72 Prozent Webconferencing, Rechenleistung für unterschiedliche Anwendungen wie Office Software und Software für Personal, Buchhaltung und Finanzplanung. Cloudbasierte Datenbanken machen nach Häufigkeit der Nutzung 60 Prozent aus, ERP-Systeme 30 Prozent. Wie Bitkom betont, kommen mit 37 respektive 32 Prozent aber auch spezielle Anwendungen wie IoT und KI-Dienste immer mehr aus der Cloud.

Das sind die größten Antriebe und Hemmnisse

Kostenreduktion ist mit 64 Prozent immer noch der Hauptantrieb für die Cloudnutzung, aber gleich dahinter folgt mit 63 Prozent die Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks, sprich Nachhaltigkeit. 57 Prozent der Unternehmen sind überzeugt, dass sich dadurch Energie und Ressourcen einsparen lassen, 59 Prozent sehen Erleichterung bei der Erstellung von Nachhaltigkeits-Reportings.

Nach der Kostenreduktion ist die Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks der Hauptantrieb für die Cloudnutzung (Quelle: Adobe stock / Dilok).

48 Prozent der Unternehmen finden aber auch, dass der Energie- und Ressourcenverbrauch beim Cloud Computing zu intransparent ist. Drei Viertel (76 Prozent) fürchten sogar, dass die einfache Skalierbarkeit dazu führt, dass die Cloud-Software immer ressourcenhungriger programmiert wird. Rohleder hält dem entgegen, dass Initiativen wie Green Coding dazu beitragen werden, dass der Ressourcenverbrauch und die Kosten eben nicht aus dem Blick geraten.

Als größte Hemmnisse für Cloud Computing nennt die Studie den anhaltenden Fachkräftemangel (65 Prozent), gefolgt von fehlender Zeit (53 Prozent) und zu komplexe Migrationsaufgaben (52 Prozent) sowie einen zu hohen Investitionsbedarf (50 Prozent). 42 Prozent werden durch interne Widerstände und fehlender externer Beratung ausgebremst, aber nur 35 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen der wirtschaftliche Nutzen nicht klar sei.

Weitere Hürden sind zu hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit (59 Prozent) und den Datenschutz (56 Prozent) und andere regulatorische Vorgaben (51 Prozent). Fast zwei Drittel der Unternehmen (64 Prozent) befürchten unberechtigte Zugriffe auf sensible Daten, 45 Prozent den Verlust von Daten in der Cloud. Dabei kann der Umstieg in die Cloud Rohleder zufolge sogar die IT-Sicherheit in den Unternehmen deutlich erhöhen, insbesondere bei kleinen und mittelständischen Betrieben, die sich keine große IT-Abteilung leisten könnten.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / tostphoto

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