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Deutschland ist auf Platz 4 der beliebtesten Arbeitsmärkte weltweit

Vor allem Berlin ist Magnet für viele ausländische Fachkräfte. Aber auch ganz Deutschland ist als Arbeitsmarkt ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Weltweit ist die Bundesrepublik auf Platz 4, unter den englischsprachigen Ländern sogar auf Platz 1, zeigt eine internationale Studie.

Deutschland und die Deutschen neigen dazu, sich oft schlechter zu machen als ihr Ruf. Dabei ist die Bundesrepublik als Arbeitsmarkt international so beliebt wie kaum ein anderes Land, nur übertroffen von Kanada, den USA und Australien. Und unter den nicht englischsprachigen Ländern ist Deutschland sogar der beliebteste Arbeitsmarkt für Ausländer. Jeder fünfte Berufstätige weltweit (exakt 19 Prozent) würde hierzulande sein Glück versuchen.

Das zeigt Studie der Boston Consulting Group in Zusammenarbeit mit StepStone und The Network. Die Macher der Studie namens „Decoding Global Talent“ haben dazu 2020 rund 208.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus 190 Ländern online befragt, wo es sie jobbedingt hinziehen würde.

Weniger Mobilitätsbereitschaft in der Krise

Insgesamt hat die Bereitschaft, ins Ausland zu ziehen, in der Corona-Zeit global weiter abgenommen. Allerdings würde eine wachsende Zahl der Befragten im Heimatland gerne für ein ausländisches Unternehmen arbeiten. Durch die digitale Mobilität hätten Arbeitgeber*innen heute mehr Zugriff denn je auf den internationalen Talent-Pool, berichtet StepStone.

Waren 2014 noch 63,8 Prozent der Befragten zu einer Tätigkeit im Ausland bereit, ist die Zahl 2018 auf 57,1 Prozent und 2020 weiter auf 50,3 Prozent gesunken. StepStone interpretiert diesen drastischen Rückgang als Herausforderung für Deutschland, weil der demografische Wandel ohnehin das Problem des zunehmenden Fachkräftemangels noch verstärkt hat. Allerdings trifft diesen demografischen Wandel mit ähnlicher Wucht auch viele andere Länder weltweit.

Auslandstätigkeit
Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer sind 2020 noch bereit zu einer Tätigkeit im Ausland. 2014 waren es noch 63,8 Prozent. (Quelle: iStock / alvarez)

Nicht nur Deutschland braucht ausländische Fachkräfte

Um die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten, sind ausländische Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt unabdingbar. Tatsächlich stellt laut der Bundesärztekammer (Stand Ende 2017) Syrien nach Rumänien mit 3.731 Berufstätigen, knapp 2.900 davon in Krankenhäusern die zweitgrößte ausländische Ärzteschaft in Deutschland.

In der Umfrage von 2018 noch auf Platz 2 weltweit, kann sich Deutschland als Arbeitsplatz für ausländische Fachkräfte mit Rang 4 aktuell im internationalen Vergleich immer noch sehen lassen. Die USA sind nicht mehr Gesamtsieger, sondern hinter Kanada auf Platz 2 zurückgefallen. Australien ist auf Platz 3, das Vereinigte Königreich (UK) auf Platz 5, gefolgt von Japan, der Schweiz, Singapur, Frankreich und Neuseeland. Im Städte-Ranking macht sich ein Trend Richtung Nah- und Fernost bemerkbar. Dubai ist zum Beispiel auf Platz 3 vorgerückt. London bleibt allerdings der beliebteste Arbeitsort für ausländische Kräfte, gefolgt von Amsterdam, während New York zum Beispiel von Platz 2 auf Position 8 abgerutscht ist.

Berlin ganz vorn im internationalen Städte-Ranking

Berlin
Berlin liegt im internationalen Städterating auf Platz 4. (Quelle: iStock / alvarez)

Berlin ist dagegen im Vergleich zur Umfrage 2018 nur um eine Position auf Platz 4 abgerutscht. Und was die Attraktivität für Menschen mit Master-Abschluss oder Promotion angeht, belegt die deutsche Hauptstadt sogar Platz 2 weltweit. Das ist aber auch ein Zeichen, wie leicht man sich in der Stadt auf Englisch verständigen kann. Nicht nur Berlin, sondern ganz Deutschland hat diesbezüglich international viel aufgeholt.

Denn anders als in vielen anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Spanien können ausländische Kräfte „auf gut Englisch“ in Deutschland arbeiten, zieht Business Insider aus der Studie. Andere deutsche Städte sind allerdings im Städte-Ranking weit hinter Berlin, München zum Beispiel auf Platz 26, Hamburg auf Platz 35.

Deutsche weniger mobilitätsbereit, physisch wie digital

Die Deutschen sind umgekehrt nicht besonders mobilitätsbereit. Nur 45 Prozent der Bundesbürger würde noch eine Stelle im Ausland antreten; das sind zehn Prozentpunkte weniger als noch 2018. Deutsche Studierende sind dagegen mit zwei Drittel der befragten weit offener für einen Job im Ausland. Bei Deutschen in Managerpositionen, Beratungsberufen und Künstler sind es etwa die Hälfte, die im Ausland arbeiten würden. Am beliebtesten sind dabei der Reihe nach die mehr oder weniger deutschsprachigen Nachbarländer Schweiz und Österreich, gefolgt von den USA, Kanada und den Niederlanden. Frankreich ist von Platz 8 auf Platz 10 abgerutscht.

Während die Bereitschaft zur physischen Mobilität eher abnimmt, steigt die zur digitalen Mobilität. 57 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, von ihrer Heimat aus digital für ein Unternehmen im Ausland zu arbeiten. Die digital Mobilen sind damit sieben Prozentpunkte vor denen, die einen Umzug ins Ausland erwägen würden. In Deutschland ist die Bereitschaft zur Fernarbeit beziehungsweise Homeoffice mit 47 Prozent jedoch unterdurchschnittlich. Nur zwei Prozentpunkte der Befragten weniger könnten sich einen Umzug ins Ausland vorstellen. Die digitale Mobilität wird aber der Global-Talent-Studie zufolge wichtig im „War of“ und „War for Talents“. Unternehmen müssten dafür nicht nur rechtliche und regulatorische Fragen klären, sondern auch die, wie die Zusammenarbeit über verschiedene Zeitzonen funktionieren kann. Vieles spreche dafür, dass die neue Form der digitalen Mobilität in vielen Unternehmen mehr und mehr einziehen werde und somit die Zukunft der länderübergreifenden Arbeitswelten begünstigen wird, schließt StepStone in seinem Bericht über die Studie.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / Marco2811

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