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Redaktion Digital Chiefs
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Zum BeitragMit der geplanten Übernahme des Bonner Startups und Telekom-Zöglings LeanIX, Spezialist für Enterprise Architecture Management (EM), schlägt SAP offenbar zwei Fliegen mit einer Klappe.
SAP musste sich auf der Hauptversammlung im Mai 2023 unter anderem die Kritik anhören, ChatGPT und Co. zu wenig KI-Power entgegensetzen zu können. Gleichzeitig fehlt es dem Walldorfer Softwareunternehmen immer noch an Überzeugungskraft, Geschäftskunden in großer Zahl zur Migration auf S/4 HANA zu bewegen. Wie das Handelsblatt und andere Medien spekulieren, könnte die Übernahme von LeanIX zum Gamechanger für SAP werden und die Deutsche Telekom als bisheriger Großinvestor ebenfalls davon profitieren.
Offizielle Zahlen gibt es nicht, aber in Branchenkreisen heißt es, dass SAP die Akquise des Bonner Startups 1,2 Milliarden Euro wert sei. Das wäre die größte Übernahme seit fünf Jahre, nachdem SAP sich 2018 für acht Milliarden Euro die Technologieplattform Qualtrics einverleibt hat.
Die große Stärke von LeanIX als EAM-Anbieter ist die Vermessung der IT-Landschaft. Gründer und CEO André Christ bezeichnete das Konzept seines Unternehmens mal „als Google Maps für die IT“. Damit hat LeanIX in nur elf Jahren schon mehr als 1000 Unternehmenskunden für sich gewonnen, darunter so große Namen wie Adidas, Bosch, Dropbox, Santander und Volkswagen.
Heute zählt LeanIX fast 600 Mitarbeitende und kann auf einen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro verweisen, wovon ein Großteil heute schon aus gemeinsamen SAP-Kundengeschäften stammt. Denn rund die Hälfte der 1000 B2B-Kunden sind aus dem SAP-Umfeld oder aus dem Kundenstamm der 2021 für rund 950 Millionen Euro übernommenen Berliner Tochter Signavio, Anbieter einer gleichnamigen Prozessoptimierungsplattform.
LeanIX ergänzt die vorhandene Prozessmanagement- und Mining-Umgebung von Signavio um Enterprise Architecture Management (EAM). So sollen Kunden durch KI-gesteuerte Prozessoptimierung einen noch besseren Einblick in ihre Anwendungs- und IT-Landschaften erhalten.
Was SAP sich aber von der Übernahme vor allem verspricht, ist ein starker Transformations-Drive. SAP-Chef Christian Klein dazu: „Gemeinsam mit LeanIX wollen wir eine einzigartige Transformations-Suite anbieten, um unseren Kunden eine ganzheitliche Unterstützung in ihren Geschäftstransformationen zu ermöglichen.“ Dabei geht es dem deutschen ERP-Riesen wohl vor allem auch darum, den Kunden den Umstieg zu S/4 HANA zu erleichtern. Denn laut von Gartner Anfang 2023 veröffentlichten Zahlen haben fast 70 Prozent der Bestandskunden von SAP noch keine Lizenz für S/4 HANA erworben und nur 20 Prozent zumindest ein Modul produktiv im Einsatz.
Eine Hürde, die viele B2B-Kunden sehen und als Argument ins Feld führen, ist die Komplexität der Migrationsprozesse. Denn viele von ihnen haben parallel mehrere ERP-System im Einsatz und diese jeweils individuell konfiguriert. Die Migration zu S/4 HANA stellt sich für sie folglich als langwierig und kostspielig dar. Transparenz über die eigene IT-Landschaft könne aber helfen, die Transformation zu beschleunigen, wie LeanIX-Chef Christ SAP-Kunden vor einem Jahr schon versprach.
LeanIX könnte für SAP noch ein paar interessante Features im Gepäck haben. Eines davon ist die im August 2023 verkündete Zusammenarbeit mit Microsoft, um einen KI-gestützten EAM-Assistenten auf den Markt zu bringen. Der soll auf einem speziell auf Microsoft Azure gehosteten GPT-3.5-Turbo-Sprachmodell basieren und dabei helfen, Aufgaben wie die Dokumentation und Recherche von Nachfolgetechnologien zu automatisieren. Besonders was den erleichterten Umstieg in die Cloud mit RISE for SAP angeht, wäre es durchaus sinnvoll, die EAM-Features von LeanIX mit der Transformationssuite von SAP Signavio zu kombinieren.
Zu den Investoren des als „Soonicorn“ („kommendes Einhorn“) gehandelten Bonner Startups gehören unter anderem Goldman Sachs und Digital Transformation Capital Partners (DTCP) sowie die Telekom. Der Abschluss des Milliardendeals wird für das vierte Quartal 2023 erwartet.
Quelle Titelbild: Adobe / Murrstock