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16.04.2020 | Frank Kammer

Ist 5G die Lösung für die Digitalisierung der Stadien?

5G wird in Fußballstadien bald zum neuen Mobilfunkstandard. Die Technik könnte sich für Veranstalter zum Allheilmittel für Digitalisierungsfragen mausern. Ich möchte Ihnen mit Best Practices zeigen, wie 5G und W-LAN in Stadien den Zuschauern, aber auch Mitarbeitern, völlig neue Echtzeiterlebnisse und Sicherheitskonzepte ermöglicht.

Klar ist, 5G kommt. Noch höhere Bandbreiten, Echtzeit-Reaktionsgeschwindigkeit und eine höhere Netzwerk-Kapazität schaffen die technische Grundlage für neue Geschäftsmodelle und das „Internet of Things“ (IoT).  Aktuell gibt es noch wenige Projekte, in denen tatsächlich 5G genutzt wird, aber die Use Cases nehmen zu. Neben verschiedenen Testfeldern in Bayern, gibt es auch konkrete Projekte. Zum Beispiel hat ein deutscher Mobilfunkanbieter eine erste 5G-Fabrik gestartet und die erste 5G-Tankstelle ans Netz genommen.

Auch bei deutschen Arenen kommt das Thema ins Rollen. Wie stadionwelt.de in einer Umfrage feststellt, investieren immer mehr Stadionbetreiber in die Modernisierung ihrer digitalen Infrastruktur.

Kein Wunder: Der neue Übertragungsstandard 5G sorgt für ultrahohe Datenraten, befriedigt durch die sehr hohe Kapazität den zunehmenden Datenhunger der Gesellschaft und ermöglicht Breitbandverbindungen auch in dicht besiedelten Gegenden, wie etwa in Fußballstadien. In konkreten Beispielen möchte ich vorstellen, was Stadien bis jetzt beim Thema Funkausbau getan haben und wie die Zukunft mit 5G, aber auch gutem W-LAN aussehen könnte.

Handys sind immer mit dabei
Handys sind immer mit dabei. Quelle: iStock/simonkr

Internet für jeden Gast

In Stadien liegt der Mehrwert von 5G besonders in der Vernetzung: Diese ermöglicht durch Echtzeit-Daten schnell auf Prozesse und Ereignisse zu reagieren, anderseits werden diese Eingaben und Anpassung aufgrund der Echtzeit-Daten ohne wahrnehmbare Reaktionszeiten verarbeitet. Die Latenz beträgt nur wenige Millisekunden. So wird die zeitkritische Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen und zwischen Maschinen an sich möglich – Voraussetzung für autonomes Fahren und für geplante IoT-Anwendungen der Industrie und ebenso für neue Innovationen in Stadien.

Bei Veranstaltungsorten, wie auch Stadien, geht es dabei besonders um die Echtzeit-Übertragung von Daten und Bildern und die dafür benötige Basis: die Mobilfunkversorgung jedes einzelnen Gasts. Denn heutzutage hat fast jeder Gast sein eigenes Smartphone dabei, um das Erlebnis für sich festzuhalten, und um auf dem „Second Screen“ dieses auch mit anderen zu teilen. Natürlich kann man das Problem „Viele Handynutzer auf kleinem Raum“ auch mit gutem W-LAN lösen. Durch eine stabile Verbindung, hoher Übertragungsrate und einer hohen Reichweite, können so auch alle Stadion-Besucher glücklich gemacht werden. In welche Richtung der Betreiber hier gehen möchte ist immer abhängig von den Anwendungen.

5G ist als öffentliches Netzwerk primär den Mobilfunkbetreibern vorbehalten. WLAN kann vom Stadionbetreiber selbst gestellt werden – und ist somit unabhängig. Aber einige Anwendungen werden sich in Zukunft nicht nur mit W-LAN lösen lassen. Die beste Variante ist meiner Meinung nach daher, Sportstätten mit beidem auszustatten: 5G und WLAN. So kann eine stabile Performance für Besucher und Betreiber der Sportstätten garantiert werden und der Weg für Innovationen geebnet.

Dank Objektfunkversorgungsanlage immer und überall Internet

Ein gutes Beispiel, warum unbedingt die Objektfunkversorgung von Stadien optimiert werden muss, auch wenn vielleicht noch gar kein 5G in Einsatz kommt, zeigt unser Auftrag von einem großen deutschen Mobilfunkanbieter. Hier haben wir die Funkversorgung des Stadions eines Erstligisten innerhalb der Sommerpause 2019 ausgetauscht und auf den neusten Stand gebracht. Hier sollte nicht nur die Tribünen mit der neuen Objektfunkversorgungsanlage ein optimales mobiles Netz erhalten, auch Spielfläche, Logen, Parkanlagen, Veranstaltungsräume und die Nebengebäude. Wir haben das ganze Stadion und auch die anliegenden Gebäude auf dem neusten Stand gebracht und dadurch schon mal die potenzielle Nutzung von 5G eröffnet.

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Aktuell ging es aber erstmal darum, das Thema „Kein Netz“ vom Tisch zu kriegen. Überall im Stadion stehen den Nutzern die derzeit noch üblichen Mobilfunkstandards – LTE, GSM & UMTS – zur Verfügung, zu jeder Tages- und Nachtzeit ausreichender Bandbreite. Fußballfans können seitdem ohne Probleme während des Spiels alle Möglichkeiten des Internets nutzen. Sie können auf Services des Stadionbetreibers zugreifen, wie Infos zum Spiel oder den Lageplan abrufen, weitere parallele Spiele live verfolgen oder direkt Videos und Bilder von dem Spiel an Freunde senden. Aber das ist nur die Basis, mit dem eigenen 5G-Netz oder einem W-LAN mit hoher Übertragungsrate eröffnen sich noch ganz neue Möglichkeiten.

Premiere der Echtzeit-App in Wolfsburg

Das zeigt ein Beispiel in Wolfsburg. 2019 gab es während eines regulären Fußballspiels erstmals einen 5G-Netz-Test von DFL (Deutsche Fußball Liga) und Vodafone in der VW Arena in Wolfsburg. Für das Spiel gegen den TSG 1899 Hoffenheim hatten die Partner eine eigene 5G-Echtzeit-App entwickelt.

Die Stadion-Zuschauer konnten sich damit Spielstatistiken und die individuellen Werte einzelner Spieler auf die Handys holen und dadurch etwa tracken, wie schnell ein Stürmer auf das gegnerische Tor zuläuft und wie erfolgreich seine Torschüsse waren. Informationen, die es sonst erst abends in der Sportschau gibt, gelangten so in Echtzeit auf die Mobilgeräte der Besucher. Das wird bald der Standard in Europas Stadien sein.

Die Zukunft der Stadien

Doch mit der besseren Mobilfunkversorgung wie beim Erstligisten und der Test-Echtzeit-App wie in Wolfsburg ist das Thema Digitalisierung in Stadien noch lange nicht ausgereizt. Ich bin überzeugt, dass der Übergang zu 5G bald völlig neue Geschäftsmodelle und Anwendungsfälle eröffnet.

So lässt sich zum Beispiel mit 5G in und um das Stadion auch die Sicherheit erhöhen: Durch den Ausbau der mobilen Bandbreite, lassen sich neue Sicherheitstechniken viel einfacher integrieren und die Sicherheitsdienste besser ausstatten. Zum Beispiel werden Besucherströme aktuell schon über Digital Signage (Einsatz digitaler Medieninhalte z.B. in Form von LED-Screens) geleitet. Das könnte jetzt durch vernetzte Sensoren am Eingang und Displays optimiert werden und so der Andrang gezielt reguliert werden.

Anders kann den Besuchern ein angenehmeres oder aufregenderes Erlebnis geboten werden, indem mit 5G die Sitzplatzsuche vereinfacht wird. Zum Beispiel könnte über das persönliche Ticket ein genauer Lageplan abgerufen werden, der einen dann zu seinem Platz führt.

Es sind viele Gedankenspiele möglich. Es bleibt auf jeden Fall spannend, wie sich die Geschäftsmodelle dank 5G, aber auch gutem W-LAN weiterentwickeln werden. Dabei muss ich sagen, dass diese Geschäftsmodelle nicht nur für Stadien eine Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit sind, sondern genauso für Messen, Veranstalter, Eventhallen – überall, wo viele Menschen für ein Erlebnis aufeinandertreffen. Auch diese Event- und Spielstätten sollten einen Breitbandausbau als unabdingbar sehen, um dem Wettbewerb und den Anforderungen der Besucher Stand zu halten.

Bildquelle: iStock/Yuliia Zatula

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