Die Zukunft der digitalen Signatur: Von der Signaturkarte zur Fernsignatur
Alexander Marschall
Seit 2010 müssen die Akteure der Entsorgungswirtschaft ein elektronisches Signaturverfahren einsetzen. ...
Zum BeitragDer Branchenverband Bitkom hat eine neue Studie vorgestellt, wonach ITK-Unternehmen in Deutschland den Frauenanteil an sich und in Führungspositionen erhöhen wollen. Je größer die Unternehmen, desto höher der Frauenanteil. Meist liegt er aber nur bei unter 25 Prozent.
Eine Woche nachdem die SAP-Top-Managerin und Bitkom-Vizepräsidentin Sabine Bendiek bei der Vorstellung einer Studie des Digitalverbands ausrief, dass die Branche weiblicher werden muss, hat unter anderem Carreer-Women in Motion am 14. März 2022 berichtet, dass eine neue EU-Frauenquote deutsche Konzerne unter Druck setze.
Zwei Dax-Konzerne, die VW-Tochter Porsche SE und Siemens Healthineers, würde das besonders betreffen, ebenso den großen Pullacher Industriegas-Anbieter Linde und den Biotech-Zulieferer Qiagen, beide offiziell nicht in Deutschland ansässig. Alle vier Unternehmen kommen nur auf eine Quote von unter 30 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten und erfüllen somit nicht die seit 2015 in Deutschland geltende Regel für DAX-Konzerne. Bei der Deutschen Telekom und Infineon ist immerhin die Hälfte der Aufsichtsratsposten von Frauen besetzt, bei SAP 44 Prozent. An der Spitze sind allerdings zwei IT-fremde Unternehmen, nämlich Hannover Re und Zalando, die jeweils auf einen Frauenanteil von 56 Prozent in den Aufsichtsräten kommen.
Die von Bitkom vorlegte Studie zeigt, dass trotz einiger prominenter „Aushängeschilder“ wie Bendiek, Doris Albiez, Martina Koederitz und Marianne Janik noch kaum Frauen an der Spitze der deutschen Digitalwirtschaft stehen. Albiez war als Vice President und Senior Vice President bis September 2020 zehn Jahre lang bei IBM und Dell. Koederitz war von 2011 bis 2018 Vorsitzende der Geschäftsführung von IBM Deutschland und leitet jetzt das globale Automotive- und Industrie-Business von Big Blue. Janik hat Ende 2020 die Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland übernommen, die Bendiek vorher inne hatte, bevor sie als Arbeitsdirektorin in den SAP-Vorstand einzog. 49 Prozent der von Bitkom befragten mehr als 500 Unternehmen haben gar keine Frauen in den Führungsetagen.
Auch insgesamt ist der Frauenanteil bei ITK- oder ICT-Unternehmen in Deutschland wenig rühmlich. Bitkom geht in der neuen Studie davon aus, dass die Zahl der Erwerbstätigen in der Branche 2022 um 3 Prozent auf 1,29 Millionen ansteigen wird, Frauen aber immer noch stark unterrepräsentiert sein werden. In der ganzen Branche sagten 76 Prozent der Unternehmen, dass 1 bis 25 Prozent ihrer Beschäftigten Mädchen und Frauen sind, nur 7 Prozent sprachen von einem Frauenanteil von 26 bis 50 Prozent, 11 Prozent haben gar keine Frauen im Betrieb. Je größer die Unternehmen sind, desto höher ist allerdings der Frauenanteil. Unternehmen mit 50 bis 199 Beschäftigten haben zu 90 Prozent Frauen in ihrer Belegschaft (12 Prozent mit einem Anteil von 26 bis 50 Prozent weiblichen Mitarbeitenden). Bei den Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden liegt der Frauenanteil zu 22 Prozent im Bereich von 26 bis 50 Prozent, bei denen mit 10 bis 49 Beschäftigten sind es gerade einmal 5 Prozent.
24 Prozent der Unternehmen haben sich immerhin das Ziel gesteckt, den Frauenanteil zu erhöhen. 14 Prozent haben entsprechend konkrete Pläne, für 29 Prozent der ITK-Unternehmen ist das aber bisher noch kein Thema, eben so viele wollen es auch dabei belassen. Die genannten Gründe sind vielschichtig. 64 Prozent der Unternehmen, die sich keine betreffenden Ziele gesteckt haben, nannten als Grund, dass es nicht genügend Bewerberinnen gab, 30 Prozent, dass Frauen Positionen in den Fachressorts ablehnen, 14 Prozent sagten sogar, dass
Frauen wegen der möglichen Familienplanung ungeeignet seien für den Job. Dabei zeigen Länder wie Finnland und Frankreich, dass es auch anders geht und Karriere und Familie sehr wohl vereinbar sind, für beide, Frau und Mann.
66 Prozent der von Bitkom befragten ITK-Unternehmen verwiesen auf traditionelle Rollenbilder, die den Ein- und Aufstieg von Frauen in der Branche hemmen. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) sehen den Wiedereinstieg nach einer Schwangerschaft als problematisch an, 41 Prozent bezeichnen die Präsenzkultur in den Betrieben als Hemmnis für Frauenkarrieren in der Branche. 78 Prozent verweisen auf eine mangelnde Betreuungsinfrastruktur für Kinder, 47 Prozent erklärten, Frauen würden sich selbst schlechter vermarkten, 38 Prozent, sie verfügten über keine ausreichenden Netzwerke.
Bei der Hälfte der – sich teilweise so als hip darstellenden – Unternehmen fehlen Zuständigkeiten für die Gleichstellung von Mann und Frau. Nur 2 bis 3 Prozent der Unternehmen haben überhaupt Gleichstellungs- und Diversity-Verantwortliche, bei knapp einem Viertel (24 Prozent) ist die Personalabteilung dafür zuständig – offiziell. Bitkom-Vizepräsidentin Bendiek kommentiert das mit den Worten, dass Gleichstellung von Frauen und Männern immer auch eine Führungsaufgabe sein muss: „Nur wenn Vorgesetzte die Chancengleichheit aktiv vorleben, können die notwendigen Umbrüche gelingen. Gleichstellung muss Teil der DNA eines jeden Unternehmens werden.“
Welche Maßnahmen zur Frauenförderung die Unternehmen haben oder planen, wollte Bitkom noch wissen. Ganz vorne sind da mit 55 und 45 Prozent der Angaben Weiterbildungsmaßnahmen und familienfreundliche Arbeitsbedingungen, gefolgt von Recruiting in Kooperation mit Hochschulen (38 Prozent, 14 Prozent davon in Planung). Feste Zielgrößen für Frauen in Führungspositionen haben nur zehn Prozent der befragten Unternehmen, weitere neun Prozent haben sich das auf die Agenda gesetzt. Dass Frauen beim Recruiting bevorzugt würden, sagten nur 5 Prozent der ITK-Unternehmen, weitere 10 Prozent fassen das aber ins Auge.
Erstaunlicherweise finden 93 Prozent der Unternehmen, dass gemischte Teams zu einem besseren Betriebsklima beitragen, 85 Prozent, dass Frauen neue Sichtweisen und Ideen einbringen. Und 83 Prozent sind der Meinung, dass die Wirtschaft auf IT-Spezialistinnen angewiesen ist, um den anhaltenden Fachkräftemangel abzufedern. 73 Prozent finden sogar, dass gemischte Teams produktiver sind.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / fotogestoeber