14.01.2025

Die Entsorgungs- und Recyclingbranche in Deutschland erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Regulatorische Vorgaben und der wachsende Druck, Umweltauswirkungen zu reduzieren, treiben die Branche zu mehr Transparenz und Effizienz. Gleichzeitig schafft die Digitalisierung neue Möglichkeiten, Prozesse zu optimieren und Daten besser nutzbar zu machen. Ein zentraler Baustein in dieser Entwicklung ist die Standardisierung von Datenflüssen, wie sie durch Initiativen wie den AvaL-Standard vorangetrieben wird. In seinem Beitrag beleuchtet Alexander Marschall, Business Development & Innovation Manager bei Axians eWaste, warum Standardisierung und Digitalisierung unverzichtbar für die Zukunft der Branche sind und welche Rolle sie bei der CO2-Bilanzierung spielen.

Seit einem Jahr müssen Unternehmen der Abfallwirtschaft die Bestimmungen der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) einhalten. Sie verlangt von Unternehmen, detaillierte Berichte über ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu erstellen.

CO2-Bilanzierung wird damit ein immer wichtigeres Thema in der Entsorgungsbranche. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Umweltauswirkungen zu messen und auch nachweisbar zu dokumentieren.

Dazu gehört auch die Erfassung von Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – ein Unterfangen, das nur mit einer präzisen Datenerfassung und einem reibungslosen Datenaustausch zwischen den Akteuren gelingen kann.

CO2-Bilanzierung ist entscheidend für nachhaltige Entsorgungsprozesse und erfordert präzise Dokumentation. (Bildquelle: Adobe Stock / cherdchai)

CO2-Bilanzierung betrifft dabei alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette. Besonders in der Automobil- und Chemiebranche sowie im Handel werden bei Entsorgungsaufträgen zunehmend CO2-Daten verlangt. Dies gilt auch für kleine und mittelständische Entsorger, da diese Daten für die Erfassung der Scope-3-Emissionen ihrer Kundschaft notwendig sind. Ohne diese Werte können große Unternehmen ihre eigenen CO2-Bilanzen nicht vervollständigen. Somit kommt ab sofort niemand in der Entsorgungsbranche mehr an der Erfassung und Weitergabe von CO2-Daten vorbei.

Hier zeigt sich die zentrale Rolle digitaler Standards wie dem AvaL-Standard: Er ermöglicht einen nahtlosen und einheitlichen Austausch von Auftrags- und Umweltdaten zwischen Entsorgern, Transporteuren, Betreibern von Recyclinganlagen und deren Kunden. Die Verfügbarkeit und Qualität dieser Daten sind essenziell, um CO2-Emissionen genau bilanzieren und Berichte effizient erstellen zu können.

Warum Standardisierung unverzichtbar ist

Der Datenaustausch in der Entsorgungsbranche war lange Zeit von Insel-Lösungen geprägt: Unterschiedliche Systeme und Formate machten die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren oft unnötig kompliziert. Dies führte zu ineffizienten Papier-lastigen Prozessen, höheren Kosten und fehleranfälligen Berichten.

Standards wie der AvaL-Standard setzen genau hier an, indem sie:

  • Einheitliche Datenformate schaffen, die alle Beteiligten verstehen.
  • Manuelle Abstimmungen überflüssig machen, da Daten automatisiert ausgetauscht werden.
  • Echtzeit-Datentransparenz ermöglichen, die eine zeitnahe Entscheidungsfindung fördert.

Ein Beispiel: Der AvaL-Standard sorgt dafür, dass auftragsbezogene Informationen zu Abfallströmen, Recyclingquoten und Emissionen standardisiert und fehlerfrei zwischen den Akteuren übermittelt werden. Dies reduziert nicht nur den Verwaltungsaufwand, sondern schafft auch Vertrauen zwischen Auftraggebern und Dienstleistern.

Die Rolle der Digitalisierung bei der CO2-Bilanzierung

Die Digitalisierung ermöglicht es, den gesamten Lebenszyklus von Abfällen und Materialien – von der Erfassung bis zur Verwertung – detailliert zu verfolgen. Mithilfe digitaler Plattformen und Standards können Unternehmen:

Digitale Lösungen optimieren die CO2-Bilanzierung und ermöglichen eine nahtlose Erfassung von Emissionen entlang der Wertschöpfungskette. (Bildquelle: Adobe Stock / Treecha )
  • Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfassen und dokumentieren.

 

  • Berichte automatisieren, die den Anforderungen der CSRD entsprechen.

 

  • Optimierungspotenziale identifizieren, um Emissionen zu reduzieren.

Darüber hinaus tragen digitale Lösungen dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen zu verbessern. Ein einheitlicher Standard wie AvaL sorgt dafür, dass alle Beteiligten – vom Entsorger bis zum Recycler – auf einer gemeinsamen Datenbasis arbeiten.

Praxisbeispiele: Effizienz und Transparenz durch digitale Standards

  • Effiziente Logistikplanung: Der Einsatz standardisierter Datenformate trägt dazu bei, Transportwege zu optimieren und Fahrten mit fast leeren Fahrzeugen zu vermeiden. Das reduziert Kosten sowie Emissionen gleichermaßen.
  • Automatisierte Abrechnung: Durch den nahtlosen Datenaustausch lassen sich elektronische Rechnungen (wie ab 1.1.2025 gesetzlich vorgeschrieben) automatisiert erstellen, basierend auf genauen Gewichtsdaten und Recyclingquoten.
  • Präzise Berichterstattung: Unternehmen sind in der Lage, detaillierte Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen, ohne aufwendige manuelle Datensammlungen.

Herausforderungen bei der Implementierung

Die Einführung eines Standards wie AvaL erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch ein Umdenken in der Branche. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre bestehenden Systeme zu integrieren und die Vorteile digitaler Standards zu erkennen. Hier sind Schulungen und eine enge Zusammenarbeit mit Branchenverbänden entscheidend.

Für die schnelle Umsetzung des Datenaustauschs im AvaL-Standard gibt es jedoch bereits für alle frei zugängliche Plattformen wie das www.eAVALportal.de. Diese Plattform ermöglicht die Nutzung von AvaL ohne direktes Know-how des Schnittstellenstandards oder eine aufwendige Implementierung in die eigene Abfallmanagement-Software. Darüber hinaus gibt es zur Ermittlung und Sammlung der CO2-Daten in dieser Branche bereits Lösungen, die im Zusammenspiel mit dem eAVALportal genutzt werden können. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Zukunftsperspektive: Standards als Grundlage für intelligente Plattformen

Standards bieten dabei nicht nur Vorteile in der Gegenwart, sondern auch enormes Potential durch die Weiterentwicklung hin zu intelligenten Plattformen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) können Unternehmen etwa zukünftig Abfallströme prognostizieren und so Recyclingkapazitäten optimal auslasten. Auch die Integration von CO2-Daten in Echtzeit-Systeme erleichtert die Entscheidungsfindung und steigert so die Nachhaltigkeit der Branche weiter.

Die Digitalisierung der Entsorgungs- und Recyclingbranche ist ohne Standardisierung nicht denkbar. Einheitliche Datenformate wie der AvaL-Standard sorgen dafür, Prozesse effizienter zu gestalten und legen damit die Grundlage für Innovationen und nachhaltiges Wirtschaften.

In einer Zeit, in der die Anforderungen an Transparenz und CO2-Bilanzierung stetig wachsen, bieten Standards die Möglichkeit, diese Herausforderungen effizient zu meistern und gleichzeitig einen Beitrag zur Transformation der gesamten Branche zu leisten.

Standards wie AvaL ermöglichen mit KI die effiziente Prognose von Abfallströmen und steigern die Nachhaltigkeit. (Bildquelle: Adobe Stock / Treecha)

Quelle Titelbild: Adobe Stock / kaptn

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