15.06.2021

Mit Gaia-X soll eine europäische Infrastruktur für offene und transparente Cloud Services entstehen. Auch viele Unternehmen in Deutschland könnten langfristig von dem Projekt profitieren.

Gaia-X ist ein Projekt von Europa für Europa. Es geht es dabei in erster Linie darum, eine europäische Infrastruktur zu entwickeln. „Aus der Vernetzung dezentraler Infrastrukturdienste soll eine Dateninfrastruktur entstehen, die zu einem homogenen, nutzerfreundlichen System zusammengeführt wird, in dem Daten sicher und vertrauensvoll verfügbar gemacht und geteilt werden können“, heißt es vom Bundeswirtschaftsministerium (BWMi), Initiator des Projekts. Ziel sei eine sichere und vernetzte Dateninfrastruktur, die den höchsten Ansprüchen an digitale Souveränität genüge und Innovationen fördere.

Das europäische Projekt Gaia-X

Das Projekt ist im BWMi entstanden, danach sind schnell Unternehmen mit an Bord gekommen. Es handelt sich also nicht um ein rein staatliches Projekt. Mit Gaia-X soll kein europäischer Cloud-Provider entstehen, der Hyperscalern wie AWS, Google oder Microsoft Konkurrenz macht. Das Ziel von Gaia-X besteht vielmehr darin, verschiedene Elemente über offene Schnittstellen und Standards zu vernetzen. Daten werden verknüpft und eine Innovationsplattform geschaffen, ein verteiltes Ökosystem, um so mehr digitale Souveränität zu erreichen.

Gaia-X gibt gemeinsame Spielregeln, Mindeststandards und die Software-Architektur vor. Die Komponenten für das Ökosystem sollen allesamt Open Source sein, ebenso die Schnittstellen. Der Charakter von Gaia-x sorgt für Transparenz auf allen Ebenen von Technologien über Schnittstellen bis zur Umsetzung von Richtlinien und schafft so neue

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Durch Daia-X wird mehr Transparenz in Unternehmen ermöglicht. Quelle: AdobeStock / Egor

Entscheidungsgrundlagen für Unternehmen. Sie können schnell überprüfen, ob Anforderungen zur Datensicherheit eingehalten werden oder wie es um der Ökobilanz eines Cloud Services bestellt ist.

Mehr als 200 teilnehmende Unternehmen

Zu den 22 Gründungsmitgliedern der Gaia-X-Gesellschaft zählen Unternehmen wie BMW, Bosch, OVH, SAP, Telekom und Siemens. Jüngst kamen 212 neue Mitglieder hinzu, darunter auch Unternehmen aus China und den USA wie Huawei, Amazon und Microsoft. Diese gelten nicht unbedingt als Vorbilder für die von den Gaia-X-Gründern angestrebten Werte wie Datenschutz, digitale Souveränität und Transparenz. Andererseits ergibt es keinen Sinn, ein solches System aufzubauen, wenn man dabei auf Abschottung setzt.

Wie KMUs von Gaia-X profitieren

Gaia-X ist nicht als Spielwiese für die großen Konzerne gedacht. Vor allem für KMUs entfaltet Gaia-X viel Potenzial. Sie könnten damit ohne eine eigene Infrastruktur oder mit nur mäßig sprudelnden Datenquellen Geschäftsmodelle mit künstlicher Intelligenz oder Machine Learning entwickeln. Gaia-X stellt den perfekten Rahmen dar, um gemeinschaftliche Datenpools aufzubauen.

Auch auf der administrativen Seite bieten sich zahlreiche Vorteile: Wenn Unternehmen Gaia-X-zertifizierte Services nutzen, dann können sie sich stets darauf verlassen, dass diese sämtlichen Anforderungen bezüglich des Datenschutzes genügen. In der Vision von Gaia-X suchen sich Unternehmen künftig den Anbieter nach Kriterien aus wie Firmensitz, Standort des Rechenzentrums, Einhaltung der DSGVO, Nachhaltigkeit oder andere Faktoren – das alles über einen globalen Katalog. Hemmende Vendor Lock-ins und Hürden etwa bei einer Datenmigration zu einem anderen Anbieter gehören damit der Vergangenheit an.

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Aufbau und Funktionsweise von Daia-X. Quelle: BmWi

Ausblick

Der nächste Schritt für Gaia-X ist die Implementierung erster Gaia-X-Services. Das ist für Ende 2021 angepeilt und soll den Grundstein legen für konkrete Anwendungsfälle. Das BWMi stellt dafür knapp 200 Millionen Euro bereit. Das Projekt steckt insgesamt noch in den Kinderschuhen und ist ein ambitioniertes und langfristiges Vorhaben. Entscheidend für Gaia-X wird sein, möglichst schnell eine kritische Menge von Anwendungsfällen und Lösungen zu bieten, damit ein reichhaltiges und lebendiges Cloud-Ökosystem entstehen kann.

Quelle Titelbild: Yingyaipumi

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