Industrial IoT und AIoT sind im Kommen
Redaktion Digital Chiefs
Viele Unternehmen planen, Industrial IoT und AIoT, die intelligente Variante von IIoT, in ihre Fertigungsprozesse ...
Als der Mobilfunk der 5. Generation 2019 in Deutschland an den Start ging, war die Befürchtung groß, dass die ländlichen Regionen wieder leer ausgehen. Tatsächlich zeigen Anfang 2023 bereits alle drei Anbieter, Telekom, Telefónica und Vodafone, eine sehr gute 5G-Netzabdeckung.
Bei der Lizenzvergabe für 5G-Netze hatte die Bundesnetzagentur strenger als zuvor darauf geachtet, dass die Betreiber nicht nur die lukrativen Großstädte mit dem neuen Mobilfunkstandard oder mindestens mit dem LTE-Vorgänger ausstatten, sondern auch die ländlichen Regionen bis in die letzten Winkel der Bundesrepublik. Wer in den Alpenregionen von Allgäu bis Berchtesgaden oder in der Lausitz unterwegs ist, wird sagen, dass es noch nicht so weit ist. Aber schaut man sich die Netzkarten der drei großen Provider Telefónica (mit o2), Deutsche Telekom und Vodafone an, sieht man fast eine flächendeckende Versorgung in den Gebäuden und im Freien, LTE oder 4G immer eingeschlossen.
Das meiste, was sich 5G nennt, ist tatsächlich eine Art „aufgemotztes“ LTE. Vor allem Vodafone setzt aber auch immer mehr auf den Standalone-Standard 5G+ und will damit schon 25 Prozent der bewohnten Fläche in Deutschland abdecken, während die Deutsche Telekom noch bei 5G auf LTE-Basis bleibt.
Der rosa Riese, wie das ehemalige Monopolunternehmen auch liebevoll genannt wird, hat nach eigenen Aussagen und einem Beitrag des Saturn-Magazins Turn On schon 94 Prozent 5G-Abdeckung, Vodafone ist demnach mit 75 Prozent der bewohnten Flächen in Deutschland weit dahinter.
Aber wie das Handelsblatt schreibt, hat der britische Telekom-Konkurrent bis Mitte 2022 von 55 auf 68 Prozent der deutschen Haushalte kräftig aufgeholt. Telefónica gibt mittlerweile auch eine 5G-Abdeckung von 75 Prozent an, wie Turn On berichtet. 5G ist bei der Tochter o2 im ländlichen Raum aber immer noch „Mangelware“.
Der Neueinsteiger 1&1 (Drillisch) hinkt noch etwas hinterher, will aber bis Sommer 2023 die ersten 1.000 Standorte mit 5G+ versorgen.
Ein großes Problem bisher mit UMTS und LTE war, dass jeder Anbieter praktisch sein eigenes Süppchen kochte, daher eigene Antennen installieren musste und diese eben vorzugsweise in den lukrativen Ballungszentren aufstellte. Es gab zwar auch Kooperationen, etwa Sendestationen an einem Mast oder anderen hohen Punkt zu bündeln oder zu „clustern“, aber zu einem verpflichtenden nationalen Roaming konnte sich die Bundesnetzagentur auch bei Vergabe der 5G-Lizenzen nicht durchringen, was Kritiker sehr bedauern.
Aber das Bündeln von 4G- oder 5G-Infrastruktur, wie es Axians GA Netztechnik auf einem Hochhaus in Neu-Ulm realisiert hat, ist ein wichtiger Schritt für den 5G- und kommenden 6G-Ausbau. Insgesamt hat Axians GA im Rahmen des Projektes 17 Tonnen Stahl, 52 Antennen und 600 m Antennenkabel auf dem Hochhausdach verbaut. Das Projekt unter der Federführung von TEF (Telefónica) hatte sich durch die Konsolidierung von E-Plus und o2 etwas hingezogen, so dass von der ersten Anfrage bis Baubeginn etwa fünf Jahre vergingen, die eigentliche Umsetzung dauerte aber nur 15 Monate.
Apropos 5G und 6G. Letzterer ist als nächster Standard dank vieler Forschungseinrichtungen und Unternehmen wie Axians und der Muttergesellschaft VINCI Energies auch schon im Entstehen begriffen, obwohl er in der Breite erst für Ende der 20er Jahre erwartet wird. Um die Einführung zu beschleunigen und Deutschland an die Spitze der Entwicklung zu bringen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit dem finnischen Netzausrüster Nokia das drei Jahre lang finanzierte Projekt 6G-Anna auf den Weg gebracht, wie Digital Chiefs bereits berichtete.
6G-Access, Network of Net- works, Automation & Simplification, so 6G-ANNA ausgeschrieben, ist als ganzheitlicher Plan zu verstehen. Ein Vorteil von 6G soll unter anderem ein hoher Datendurchsatz von bis zu 400 Gbit/s sein, etwas das 40-fache von 5G mit 10 Gbit/s und das 400-fache von LTE-Advanced beziehungsweise LTE+. 6G-Netze sollen so bis zu 100-mal mehr Daten übertragen können als 5G-Netze.
Wie Bosch es sieht, wird der nächste Mobilfunkstandard völlig neue Möglichkeiten eröffnen, zum Beispiel mit Blick auf vernetzte und autonome Fahrzeuge. Der deutsche Technologiekonzern arbeitet federführend an dem öffentlich geförderten Projekt 6G-ICAS4Mobility mit, um die bislang getrennt laufenden Kommunikations- und Radarsysteme in Fahrzeugen zusammenzuführen.
Allein im Haushalt der deutschen Bundesregierung sind für die 6G-Förderung bis 2025 rund 700 Millionen Euro vorgesehen, im EU-Haushalt von 2021 bis 2027 nochmal etwa 900 Millionen Euro. Auch die USA, Japan, China und Südkorea geben hohe Summen für die 6G-Entwicklung aus. Expert:innen zufolge soll der Standard bis 2028 fertiggestellt sein. Aber vielen wäre schon gedient, wenn sie ruckelfrei mit LTE oder den zur Verfügung stehenden DSL-Bandbreiten durchs Leben kämen und auch in ländlichen Regionen ohne Ausfälle arbeiten könnten.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / NicoElNino