25.11.2021

Noch überwiegen die IoT-Geräte im Konsumgüterbereich, der Einsatz im Industriesektor holt aber stark auf. Wachstumstreiber sind dabei günstigere Sensoren, Edge Computing und die Einführung von 5G-Netzen, zeigt eine Studie des IoT-Anbieters Reply.

Seit über 70 Jahren am Markt, hat sich Dunkermotoren mit innovativen Antrieben wie BLDC- oder bürstenlosen Gleichstrommotoren einen Namen gemacht. Schon länger liefern sie auch für die Agrartechnik zunehmend wichtige Impulse, haben es aber erst im Oktober 2021 laut Implisense auf die Liste der Hidden Champions geschafft. Im selben Monat hat die Schwarzwälder AMTEK-Tochter eine neue IIot-Marke namens „neofox“ ins Leben gerufen, um vom reinen Produktanbieter zum Full Service Provider zu werden. Das erinnert an „Druckluft as a Service“ von Kaeser Kompressoren, die 2017 als IoT-Erfolgsgeschichte international hohe Wellen schlug.

Das Industrial Internet of Things (IIoT) hat damit als eigenständiger Begriff erst so richtig Aufmerksamkeit erfahren, obwohl VINCI Energies und andere Player das Feld mitunter schon sehr viel länger beackern. Dass Industrieanwendungen bald überwiegen würden, wie um 2018 von IDC und Gartner prognostiziert, ist scheinbar noch nicht eingetreten. Allerdings gibt es dem jüngsten Reply-Report „Industrial IoT: A Reality Check“ zufolge zwar noch mehr Consumer IoT Devices, der Industriesektor holt aber stark auf.

Zwei Bereiche, zwei regionale Cluster

Die Reply-Studie, die zusammen mit PAC und der Teknology Group entstanden ist, konzentriert sich auf die beiden Hauptanwendungen intelligente Fabriken sowie intelligente Lösungen in Transport und Logistik und unterteilt diese in zwei große Gruppen oder Cluster: Auf der einen Seite sind die Big-5 bestehend aus den USA, China, Indien, Brasilien und Großbritannien, auf der anderen Seite die Europe-5 bestehend aus Deutschland, Italien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden.

Wie es in der Studie und von IT-Business heißt, verzeichnen beide Cluster und beide genannten Bereiche trotz des schwierigen Wirtschaftsklimas im Jahre 2020 ein leichtes Wachstum bei den Investitionen. Bis 2025 prognostizieren die Studienmacher aber ein wesentlich stärkeres Wachstum. Sie gehen davon aus, dass die Big-5, angeführt von den USA, bis dahin umgerechnet 86 Milliarden Euro in intelligente Fabriken stecken werden – einschließlich Plattformen, prädikative Lösungen und Fernüberwachung. Weitere Investitionen von 15 Milliarden Euro sollen bis 2025 in Transport und Logistik fließen.

In den unter Europe-5 zusammengefassten Ländern sollen sich die Investitionen in intelligente Fabriken bis 2025 auf 23 Milliarden Euro fast verdreifachen. Bei Transport und Logistik wird Deutschland weiterhin führend bleiben in Europa und die Investitionen werden insgesamt auf ein Volumen von 3,6 Milliarden Euro ansteigen.

Günstige Sensoren und 5G-Netze als Wachstumstreiber

5G-Netze verbessern die Kommunikation zwischen autonomen Fahrzeugen und Robotern, künstlicher Intelligenz und Maschinen. Bild: Adobe Stock/wladimir1804
5G-Netze verbessern die Kommunikation zwischen autonomen Fahrzeugen und Robotern, künstlicher Intelligenz und Maschinen. Bild: Adobe Stock/wladimir1804

Wachstumsschübe erwarten die Macher der Studie unter anderem durch Edge Computing mit Einführung kostengünstiger Sensoren und 5G-Netze, wie sie die Telekommunikationsunternehmen derzeit massiv vorantreiben. Die dadurch verbesserte Kommunikation zwischen autonomen Fahrzeugen und Robotern, künstlicher Intelligenz und Maschinen sowie die stark steigende Rechenleistung und gleichzeitig sinkende Latenz sollen nicht nur die Effizienz, sondern auch die Sicherheit erhöhen. Augmented und Virtual Reality sollen mit darüber „vernetzten Mitarbeitenden“ ergänzende Impulse setzen.

VINCI Energies und TeamViewer sind übrigens Anfang September 2021 eine Technologiepartnerschaft eingegangen, um die Entwicklung im Bereich IoT und AR für die Digitalisierung der industriellen Prozesse voranzutreiben. Die Implementierung der IoT- und AR-Lösungen übernehmen die VINCI-Tochtergesellschaften Axians und Actemium.

Die Cybersicherheit ist ganz entscheidend

Die Cybersicherheit ist ein ganz entscheidender Faktor für den Erfolg und die Akzeptanz von IoT-Szenarien in der Industrie, in der Logistik, in der Landwirtschaft und vielen anderen Einsatzbereichen. Wie Trend Micro in den IT-Security-Prognosen für 2020 gewarnt hat, musste man früher – oft auf Kosten der Sicherheit – sehr sparsam mit den Programmiercodes für IoT Devices umgehen und viele Hersteller haben das beibehalten. Dabei seien Miniserver wie der Raspberry Pi heute in etwa so leistungsstark wie ein Notebook um 2010. Das heißt, vielfach steckt die Sicherheitslücke schon in der Programmierung der IoT Devices.

Die wachsende Zahl vernetzter Geräte und ihre Heterogenität verlangen aber auch nach einem guten Sicherheitsmanagement bezüglich der betreffenden Einrichtungs- und Wartungsrichtlinien sowie der Netzwerke. Die Analyse der IoT-Architekturen, Industriekomponenten und ganze Infrastrukturen helfen dabei, Lücken, Schwachstellen und Bedrohungslagen allgemein im Vorfeld zu eliminieren, heißt es im BI-Bericht und weiter:

Nachdem man sich in den zurückliegenden Jahren bei den IIoT-Technologien auf die Effizienzoptimierung in den Fabriken und Logistikzentren konzentriert hat, zielten die Investitionen während der Pandemie vor allem darauf ab, die Sicherheit der Arbeitskräfte zu verbessern. BMW war übrigens im US-Werk in Spartanburg (South Carolina) 2013 der erste große Hersteller, der Mensch und Maschine beziehungsweise Roboter ohne die sonst üblichen Abtrenngitter Seite an Seite gestellt hat.

„Ohne Industrial IoT ist Industrie 4.0 nicht möglich. Daten sind der Treibstoff für alle intelligenten Anwendungsfälle in der Industrie“, so Filippo Rizzante, CTO von Reply in Turin. Weiter zitiert Business Insider ihn mit den Worten: „Industrial IoT ist das entscheidende Element, das die Infrastruktur für die Datenerhebung, deren Übertragung in die Cloud sowie für die anschließende Analyse bietet.“

Cybersicherheit ist ein ganz entscheidender Faktor für den Erfolg und die Akzeptanz von IoT-Szenarien Bild: Adobe Stock / Hangouts Vectro Pro
Cybersicherheit ist ein ganz entscheidender Faktor für den Erfolg und die Akzeptanz von IoT-Szenarien Bild: Adobe Stock / Hangouts Vectro Pro

Viele Berichte bezeichnen Predictive Maintenance als die Anwendung für IIoT, tatsächlich ist das aber nur eine von vielen Use Cases. Im ersten Schritt genügt es den Industrieunternehmen oft schon, möglichst in Echtzeit auf Knopfdruck die volle Transparenz über den Zustand der Anlangen und alle Produktionsprozesse zu erlangen, um diese im Weiteren zu optimieren. Die Vorverarbeitung der über die Maschinensensoren hereinkommenden Daten erfolgt dabei via Edge Computing mehr und mehr in der Peripherie, die eigentliche Auswertung und Analyse in der Cloud, wobei hier immer mehr KI zum Einsatz kommt.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / nirutft

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