Smart City Index 2024: München bleibt an der Spitze, Bochum rückt auf, Nürnberg stürzt ab
Redaktion Digital Chiefs
München hat im neuen Smart City Index des Branchenverbands Bitkom den Vorsprung gegenüber Hamburg ...
Zum BeitragVom erklärten Ziel, 5G-Weltmeister zu werden, ist Deutschland noch etwas entfernt, obwohl sich schon viel getan hat. Im internationalen Ranking ist die Bundesrepublik bei den 5G-Reichweiten allerdings etwas zurückgefallen, anders als bei Basis-Internetverbindungen.
Mitte 2021 hat Deutschland als erstes Land ein Gesetz für autonomes Fahren im Regelbetrieb auf den Weg gebracht. Voraussetzung dafür, sich damit ohne Fahrer einmal quer durch die Bundesrepublik kutschieren zu lassen, wäre allerdings ein flächendeckendes 5G-Netz. Dabei haben manche Landstriche noch nicht mal 3G- oder 4G-Empfang, wie eindrucksvolle Fernsehbilder zeigten. Mal waren es verzweifelte Landbewohner, die ihr Handy auf einem Hügel in die Höhe hielten, mal Schülerinnen und Schüler, die in der Pandemie auf Tischen stehend mit ihren Geräten wie im Nebel herumstocherten.
Tatsächlich ist Deutschland weit weg vom 5G-Weltmeister und im internationalen Vergleich mit nur noch Platz 24 beim Anteil der 5G-Verbindungen und Platz 22 bei der 5G-Reichweite (bis KW 17 2021) weiter zurückgefallen als von Opensignal im Zeitraum Anfang Juli bis Ende 2020 beobachtet.
Da war die Bundesrepublik, wie wir Ende des Jahres 2020 berichteten, bei der 5G-Verfügbarkeit noch auf Platz 8 und bei der 5G-Nutzung auf Platz 11.
Aber was hat sich seitdem getan? Das zeigen Analysen und Umfragen von umlaut, wie sie das Fachmagazin Connect in einem 5G-Special veröffentlicht hat:
Die Tabelle zeigt, dass die USA, vor allem aber auch Länder im Mittleren und Fernen Osten schon sehr viel weiter sind als Deutschland. Zu den Spitzenreitern in Europa gehören die Niederlande und die Schweiz. Allerdings ist der 5G-Aufbau auf der „grünen Wiese“ oft sehr viel einfacher als in Ländern mit einer sehr guten 4G-Infrastruktur wie in Deutschland, Norwegen und Schweden etwa. Denn bei der 4G- oder LTE-Abdeckung kann sich Deutschland mit 95,99 Prozent international sehen lassen.
Beim Erfüllungsgrad der Abdeckung mit Basis-Internet (mindestens 2 Mbit/s) ist die Bundesrepublik sogar vor Norwegen an der Weltspitze, bei HD-Video mit mindestens 5 Mbit/s und UHD-Video mit mindestens 20 Mbit/s gleich dahinter, wie die auf Crowdsourcing basierende Auswertungen von umlaut und Connect zeigen.
Das sind natürlich immer nur Momentaufnahmen, denn zwischen KW 26 oder Ende Juni 2020 und KW 17 oder Ende April 2021 ist der 5G-Netzaufbau von fast Null mächtig vorangekommen in Deutschland, wie auch in ganz Mitteleuropa, in Großbritannien und in der Osthälfte der USA, wie Kartenmaterial im Connect-Special belegt. Dagegen scheint das 5G-Voranschreiten wegen der ohnehin bestehenden hohen Verbreitung in Südkorea optisch fast stillzustehen in dem genannten Beobachtungszeitraum.
Will man den Verlautbarungen der Betreiber glauben, wäre Deutschland beim 5G-Ausbau schon sehr viel weiter als in Wirklichkeit. Laut dem Connect-umlaut-Special hatte die Deutsche Telekom eigenen Aussagen zufolge in der ersten Jahreshälfte 2021 mit 5G schon 66 Millionen Menschen oder etwa vier Fünftel der deutschen Bevölkerung erreichen können. Vodafone sprach davon, 20 Millionen Menschen in Deutschland zu erreichen und wollte bis Jahresende die 30-Millionen-Marke knacken. O2 beziehungsweise Telefónica will bis Ende 2022 etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung erreichen, kam bis Mitte Mai 2021 auf gerade mal 1.300 installierten 5G-Antennen in 60 Städten.
Dabei waren laut Bundesnetzagentur im Oktober 2021 nur 1,79 Prozent der gesamten Bundesrepublik mit ausschließlichem 5G versorgt, 53,23 Prozent mit 5G DSS. Das letztere Kürzel steht für Dynamic Spectrum Sharing, womit erstmals die parallele Nutzung von LTE und 5G im gleichen Frequenzband möglich ist.
Die Crux ist, dass 5G ein sehr viel engmaschigeres Netz von Antennen erfordert als 4G beziehungsweise LTE oder 3G (UMTS). Der UMTS- und LTE-Start war für die Mobilfunkbetreiber aber mit so hohen Lizenzgebühren verbunden, dass sie den Netzaufbau vorzugsweise auf die Städte verlagert haben.
5G braucht aber technisch wie gesagt ein Vielfaches der bereits bestehenden Antennen. Ohne nationales Roaming beziehungsweise ohne die von der Bundesnetzagentur angestrebte Einigung zwischen einzelnen 5G-Lizenznehmern, Sendemodule zusammenzulegen, müsste jeder von ihnen eine eigene dichtmaschige 5G-Antenneninfrastruktur aufbauen. Wachsende Widerstände in der Bevölkerung wären somit vorprogrammiert.
Die Menschen und Unternehmen in abgelegeneren Regionen hatten so das Nachsehen. Den Fehler wollte man bei 5G vermeiden, doch wohl auch auf Druck der großen etablierten Betreiber konnte sich die Bundesnetzagentur nicht durchringen, dem Expertenrat zu folgen und die Lizenzvergabe mit der Auflage eines nationalen Roaming zu verknüpfen.
Die englisch Incumbents genannten Alt-Etablierten wollten auch nicht, dass sich Newcomer ins gemachte Nest setzen und von ihrer teuer bezahlten Infrastruktur profitieren.
5G DSS ist insofern ein guter Ansatz, um 4G- und 5G-Kapazitäten zusammenzulegen.
Einen anderen hat unter anderem Axians mit Bündelung mehrerer Antennen auf dem Dach eines Hochhauses in Ulm realisiert, wie Experte Armin Przirembel in diesem Beitrag zeigt. Denn Viele wissen nicht: Auch ein Grund für die Ausbaufähigkeit der Mobilfunknetze in Deutschland ist der, dass es oft noch an Anstrengungen für eine gemeinsame Infrastruktur mangelt. Axians hat in einem Projekt in Neu-Ulm die Antennen und Systemtechnik der führenden Betreiber auf einem Dach vereint.
Wie es vom RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) Anfang 2022 hieß, wollen Städte und Kommunen zwar 5G, am liebsten aber ohne neue Antennen und Anlagen. Die Funkturm-Firma Vantage Towers fühle sich dabei blockiert. „10 bis 15 Prozent der Anträge sind Problemfälle – optimistisch gerechnet“, klagte das Vorstandsmitglied Christian Sommer RND. „Ein flächendeckendes 5G-Netz, das auch Anforderungen wie dem autonomen Fahren gerecht wird, braucht bundesweit wahrscheinlich 50.000 Antennen“, so Sommer. Und weiter sagte er: Das sind nicht immer große Masten, sondern auch unscheinbare Small Cells, beispielsweise auf Bushaltestellen oder an Verkehrsampeln.“
Sorgen vor zu hoher Strahlenbelastung hält Sommer für unbegründet, aber diese lassen sich auch nicht einfach so wegwischen. Es wird sich zeigen, wie es beim Ausbau und den Herausforderungen um 5G weitergeht.
Quelle: iStock / erhui1979