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Sind Blockchain-Domains die Zukunft für Verträge und Kryptowährungen?

DNS, nicht zu verwechseln mit dem deutschen Kürzel für DNA, ist ein öffentliches Domain Name System. Blockchain-Domains sind dagegen nicht zentral verwaltet, sondern dezentral auf einer Blockchain gespeichert. Das birgt Chancen, aber auch Risiken.

Eine Blockchain ist eine Distributed-Ledger- oder dezentral geführte Kontobuchtechnologie. Und sie ist als kryptographisch abgesicherte, mit der Zeit stetig wachsende Kette von Datenblöcken unter anderem die technische Basis für Kryptowährungen wie den Bitcoin oder den Ethereum. Die zu den Wallets oder Smart Contracts gehörenden Adressen sind aber meist eine ebenso kryptisch aussehende Aneinanderreihung von vielen Buchstaben und Zahlen und als solche nur schwer zu merken.

Beim Versuch, diese Adressen händisch zu übertragen, kann es leicht zu Zahlendrehern und falschen Eingaben kommen, wie es in einem t3n-Beitrag heißt. Daher greifen viele Nutzer hier lieber zu Copy & Paste. Doch auch das birgt die Gefahr von Verwechslungen, oder dass Malware die zwischengespeicherte Adresse unbemerkt verändert.

Dezentral statt zentral gespeichert und verwaltet

Eine Blockchain-Domain dagegen kann so einfach sein wie eine von der ICANN vergebene DNS-Domain, hat aber den Vorteil, dass diese Domain nur auf der Blockchain eingetragen und dezentral statt zentral verwaltet ist. Der Blogger Felix Berteloot fragt in einer Überschrift von t3n zum Thema, ob Blockchain-Domanins „das nächste große Ding“ sind. Technisch gesehen ist eine Blockchain-Domain ein NFT, sprich ein Non-Fungible Token, eines der großen Buzzwords rund um die Blockchain.

Auch wenn es sich so anhört, hat non-fungible nichts mit Pilzen zu tun, sondern steht für nicht austauschbar. Genauer ist ein NFT ein kryptographisch eindeutiges, unteilbares und jederzeit überprüfbares Token (Zeichen- oder Bit-Folge wie eine Art Stempel), um das Eigentum an physischen oder digitalen Vermögenswerten zu sichern.

Billiger als NFTs und das Bitcoin-Mining allemal

Wie der Blogger und selbsternannte „Kryptokenner“ Marco Schneekluth erklärt, werden NFTs teilweise für Millionenbeträge gehandelt.  Ein NFT-Käufer hat laut Notebookcheck vom Verkäufer tatsächlich eine halbe Million Dollar zurückgefordert, weil der Token kurz darauf kostenlos verfügbar war.

Ganz so teuer sind Blockchain-Domains nicht. Bei Unstoppable Domains (hier kurz UD genannt) sind die Domains Schneekluth zufolge schon für 5 bis 40 Dollar zu haben, und das als lebenslange Lizenz. Je beliebter der gewählte Domain-Name, desto teurer kann er sein.  Die meisten Domain-Endungen bei UD sind der Ethereum-Blockchain zuzuschreiben. Das trifft auch auf .crypto zu, während .zil zur Zilliqa-Blockchain gehört. Mit den beiden Domain-Endungen hat UD für Blockchain-Domains angefangen, mittlerweile gehören andere wie auch .coin, .wallet, .bitcoin, .x, .888, .nft und .dao dazu.

Was die genannten Lizenzkosten, gerade seit dem Krieg in der Ukraine, noch bei Weitem übersteigen dürfte, sind die fälligen Gas- oder Strompreise für das Nutzen oder „Minten“ der NFTs oder Blockchain-Wallets. Minten oder Minting steht für Münzen oder Prägen und das Hochladen der NFTs in die Blockchain. Die Energiekosten für das mit Minting nicht zu verwechselnde Mining (Schürfen) von Bitcoin und Co. sind aber mitunter sehr viel höher.

Wenn die britische Finanzseite Moneysupermarkt recht hat, würde jede Bitcoin-Transaktion in Deutschland mit 1.173 Kilowattstunden (kWh) mehr als 350 Euro an Stromkosten verursachen, rechnete t3n im Oktober 2021 vor. Und das wäre fast so viel wie der Pro-Kopf-Verbrauch von 1.300 kWh. Ob sich das Bitcoin-Mining lohnt, berechnet sich nach dem Hashprice, dem Umsatz pro Terahash. In Kriegszeiten mit steigenden Preisen für Öl und Gas dürften die Kosten noch mehr in die Höhe schießen. Hash meint hier übrigens nicht Cannabis, sondern bezieht sich auf die (kryptographische) Hash- oder Streuwertfunktion, bei der aus dem Input von Datensätzen beliebiger Länge eine Zeichenfolge mit fester Länge wird. Der Output stellt den Hashwert oder die Prüfsumme dar.

Ändert sich nur ein Bit, ändert sich alles

Ändert sich nur ein Bit der Daten, sieht der Hash gleich ganz anders aus. Und so können alle Beteiligten auch sofort Manipulationsversuchen auf die Schliche kommen. Bitcoin nutzt laut Bitcoin.it den SHA-256 genannten Hash-Algorithmus, um mit einem vorhersehbaren Aufwand an Rechenzeit verifizierbare Zufallszahlen zu erzeugen.

Beim Bitcoin kommt es vereinfacht gesagt darauf an, einen Hash zu finden, der kleiner als der von allen Teilnehmern akzeptierte Target- oder Ziel-Hash ist, um einen Block ins Spiel bringen zu können. Da Hashes aber immer komplett zufällig sind, ist es eine Frage der Wahrscheinlichkeit, wie oft man raten muss, um einen Hash unter dem Target zu finden, wie BTC-Echo erklärt.

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Einen Hash finden, der kleiner ist als der von allen Teilnehmern akzeptierte Target- oder Ziel-Hash, darauf kommt es beim Bitcoin an (Quelle: Adobe stock / Vladimir Kazakov).

Und das macht das Schürfen so aufwendig und teuer, denn es können bis zu zehn Minuten vergehen, für ein paar Bitcoins einen neuen Block zu finden und anhängen zu können.

Im Internet finden sich eine Reihe von Hash-Konvertern, so wie der Hashgenerator. Wählt man dort SHA-256, heute wohl noch der meistverwendete Algorithmus, erscheint so wie bei anderen Konvertern ohne weitere Eingabe zunächst diese 256-Bit- oder 32-Byte-Reihe:

e3b0c44298fc1c149afbf4c8996fb92427ae41e4649b934ca495991b7852b855

Wie schnell sich bei einer geringsten Änderung der ganze Output ändert, zeigt passend zum Frühjahrsfest dieses Beispiel, mal ohne, mal mit Ausrufezeichen:

af793df41cdbe18100c90947566582b4b967be0dde3f072bc0849438ed1f5f14 (Ostern)

9f591f51ed17b3c908b85f0876feb7e2469165c1dd38531ee549c96e1b2fc4d0 (Ostern!)

Sich solche Reihen von Buchstaben und Zahlen merken zu können, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, besonders da der Trend zur 512- oder 1024-Bit-Verschlüsselung geht. Daher scheinen Blockchain-Domains, wie Berteloot bei t3n schreibt, tatsächlich das „nächste große Ding“ zu werden.

Aber der Digitalisierungsexperte mit Erfahrungen in der Luftfahrt und im Bankenwesen bremst die Euphorie darüber auch etwas. Denn es gäbe noch einige offene Fragen, so zum Beispiel die möglicher Markenrechtsverletzungen, „wenn die Domains von einem dezentralen Register in Form von Smart Contracts verwaltet werden“. Dennoch findet er, dass Blockchain-Domains der logische nächste Schritt sind, Blockchain-Anwendungen zu verbessern und zu vereinfachen.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / Siarhei

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