Die Zukunft der digitalen Signatur: Von der Signaturkarte zur Fernsignatur
Alexander Marschall
Seit 2010 müssen die Akteure der Entsorgungswirtschaft ein elektronisches Signaturverfahren einsetzen. ...
Zum BeitragCIOs sehen sich gerne als Innovationstreiber, mussten sich pandemiebedingt aber wieder mehr auf die grundlegenden IT-Themen zurückbesinnen. Das zeigt eine „State of the CIO 2022“ genannte Gemeinschaftsstudie von IDC, IDG und der CIO USA.
Beth Stackpole vom amerikanischen CIO Magazine beschreibt die Rolle des Chief Information Officer in einem Artikel über die Gemeinschaftsstudie „State of the CIO 2022“ als schmale Gratwanderung zwischen Innovation und operativer Exzellenz. Sie fasst die Studie aber auch unter der Überschrift zusammen, dass die IT-Chef:innen ihren Fokus wieder mehr auf grundlegende IT-Themen lenken.
Eine tragende Rolle spielt dabei die anhaltende Pandemie, ebenso aber auch, dass die Fachabteilungen (Line of Businesses, LOBs) immer mehr IT-Aufgaben übernehmen, aber entsprechende Unterstützung brauchen und von den CIOs einfordern.
Eines dieser Unternehmen ist der amerikanische Halbleiterhersteller Skywalks Solutions. Dessen Vice President und CIO Satya Jayadev sagt bei CIO.com etwas, das aufhorchen lassen sollte: „Das schmale Band (wörtlich grey line) zwischen Business und IT ist praktisch verschwunden.“ Und im Gespräch mit externen Beratern hat er festgestellt, dass diese gar nicht mehr zwischen IT und LOB unterscheiden konnten.
Das US-Medienhaus IDG hat für die Studie „State of the CIO 2022“ zusammen mit dem eigenen Marktforschungsinstitut IDC und CIO.com insgesamt 980 IT-Führungskräfte und 250 LOB und andere Business-Manager befragt. Einer davon ist Jamie Holcombe, CIO des amerikanischen Patent- und Markenamtes (USPTO). Wenn er in Jahrzehnten Tätigkeit als IT-Führungskraft etwas gelernt habe, sei es, ein guter Verkäufer zu sein und in einer Sprache zu kommunizieren, die jeder versteht. Und das auch bei so modernen Technologien und hochkomplexen Themen wie Robotic Process Automation (RPA).
Nach der durch Corona ausgelösten Phase beschleunigter Innovationen setze er nun sein Vertriebstalent ein, um Basics wie die Optimierung, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit oder Resilienz anzugehen. Dabei sieht er seine Behörde wie so viele Unternehmen nach zwei Jahren großer Digitalisierungsprojekte in einer Art „Rekalibrierungsmodus“.
Man treibe zwar immer noch Innovationen wie die zur Unterstützung von Remote Work und zur Verbesserung der Kunden-, Lieferanten- und Mitarbeiterbindung voran, aber gleichzeitig sei seine Behörde in allen Sektoren in einen Governance-Zyklus übergegangen, um die vielen aus der Pandemie-Notlage geborenen digitalen Initiativen zu optimieren und in Mehrwerte umzuwandeln.
Damit spricht Holcombe wohl vielen CIOs aus der Seele. Rückbesinnung auf grundlegende IT-Themen lautet wie gesagt das Motto. 85 Prozent der befragten IT-Führungskräfte widmeten ihre Zeit überwiegend transformativen Aufgaben einschließlich Modernisierung der IT-Infrastrukturen und Anwendungen (40 Prozent), der Abstimmung der IT-Initiativen mit den Geschäftszielen (38 Prozent) und der Stärkung der Beziehungen zwischen IT und Business. Wie 84 Prozent der Befragten bestätigen, sind sie aber auch viel mit funktionalen Aufgaben beschäftigt. Security Management steht dabei mit 51 Prozent ganz oben, gefolgt von der Verbesserung des IT-Betriebs und der Systemleistung (43 Prozent) sowie der Kostenkontrolle. Hatten Geschäftsstrategien mit 67 Prozent im Vorjahr noch Vorrang (Digital Chiefs hatte darüber berichtet), ist der Anteil dieses Jahr auf 60 Prozent zurückgegangen.
Bei den CEOs zeigt sich mehr der Wunsch, dass die IT-Führungskräfte die jahrelangen Technologieinvestitionen mit operativer Exzellenz in Einklang bringen. Gleichzeitig sollen sie aber auch mit voller Kraft weiter digitale Innovation vorantreiben und die gewünschten Geschäftsergebnisse liefern. Zu den wichtigsten Vorgaben der Geschäftsleitung an die CIOs gehören die Verbesserung der IT- und Datensicherheit (76 Prozent), gefolgt davon, die Zusammenarbeit zwischen er IT und den LOBs zu stärken. Die digitale Transformation voranzutreiben war dagegen 2022 nur für 28 Prozent der befragten CEOs einer der Top-3-Wünsche an die CIOs. 2021 lag der Anteil mit 42 Prozent noch deutlich höher, 2020 mit 39 Prozent ebenso.
Die richtige Balance zwischen geschäftlicher Innovation und betrieblicher oder operationeller Exzellenz zu finden war für drei Viertel der Befragten der diesjährigen Umfrage ein wichtiges Thema. Bess Healy, Senior Vice President und CIO beim Finanzdienstleister Stamford, merkt jedoch an, dass so wichtig die IT-Grundlagen auch sind, dies nicht auf Kosten der Innovation gehen dürfe. „Wir dürfen den Ball nicht aus den Augen verlieren oder die Chance verpassen, das Momentum zu nutzen, das wir mit unseren Digital-First-Erfahrungen gewonnen haben“, so Healy.
Fazit und Meinung: Das ist an sich schon ein schönes Schlusswort. Ob und inwieweit die Studie auf Deutschland mit den überwiegend mittelständischen Unternehmen übertragbar ist, lässt sich schwer sagen. Aber auch hier scheint etwas von der durch Corona ausgelösten Aufbruchstimmung verloren gegangen zu sein und sind die CIOs vorwiegend mit den besagten Basics beschäftigt. Dabei stehen viele ihrer Betriebe und Institutionen erst noch am Anfang der digitalen Transformation und erwarten sie Wunder, die tatsächlich einer Gratwanderung gleichkommen. So sollen die CIOs innovativ sein, gleichzeitig aber auch die Kosten im Blick haben. Hinzu kommt das immer noch so dringende Thema IT-Security, das aber wegen der Schattenwirtschaft, die sich vielfach eingeschlichen hat, wenig beliebt ist, besonders auch nicht bei den LOBs, die oft ihr „eigenes Ding“ machen.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / tippapatt