20.04.2022

Der im April 2021 von der Europäischen Kommission verabschiedete Gesetzesentwurf zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verschärft Umfang und Art der Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich. Und der Zeitplan ist eng. Bis zum 31. Oktober 2022 werden die Kernstandards endgültig verabschiedet. Bereits zum 1. Januar 2023 treten die neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten in Kraft. Was das für Unternehmen bedeutet, erklärt Dr. Kristin Vanselow von Axians Deutschland.

Insgesamt macht die Europäische Union mit EU-Taxonomie, CSRD und dem „European Green Deal“ für die grüne Transformation jetzt mächtig Tempo. Bis 2050 will die EU im Kampf um Klimaneutralität global die Pionierrolle einnehmen und hiermit verbunden sind große Chancen für europäische Unternehmen. Der Schlüssel zur Bekämpfung des Klimanotstands ist Innovation. Dabei wird ein tiefgreifender wirtschaftlicher Wandel sowohl durch Regulierung als auch durch Wirtschaftsförderung angestoßen. Hier werden Unternehmen die Nase vorn haben, die jetzt die Transformation vorantreiben, auf Basis eines guten Managements von Chancen und Risiken sowie Sustainable Finance, klar ausgewiesen im Reporting.

Die CSRD-Neuerungen im Überblick

Der Vorschlag der CSRD baut auf den in der CSR-Richtlinie festgelegten Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf und überarbeitet diese, um sie besser mit den breiteren Rechtsrahmen für nachhaltige Finanzen, einschließlich der Offenlegungs-Verordnung (EU 2019/2088) und der Taxonomie-Verordnung (EU 2020/852) in Einklang zu bringen. Dies soll vor allem durch Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung erreicht werden, die die Indikatoren, Screening-Kriterien und „Do No Significant Harm“ Schwellenwerte der Taxonomie berücksichtigen.

Die Inhalte der Nachhaltigkeitsberichterstattung werden erweitert nach dem sogenannten Prinzip der doppelten Materialität (auch: „doppelte Wesentlichkeit“). Demnach müssen Unternehmen künftig alle nachhaltigkeitsrelevanten Fakten offenlegen, die einerseits zeigen, wie Nachhaltigkeitsthemen ihr Geschäftsmodell und ihre Strategie beeinflussen, andererseits die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft beschreiben. Das neue Regelwerk soll dem Greenwashing, insbesondere bei Finanzprodukten, entgegenwirken.

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Unternehmen müssen künftig alle nachhaltigkeitsrelevanten Fakten offenlegen (Quelle: Adobe stock / weerapat1003).

Mit der CSRD entfällt zudem die Möglichkeit, nichtfinanzielle Informationen in einem separaten nichtfinanziellen Bericht zu veröffentlichen. Stattdessen werden die Nachhaltigkeitsinformationen nun im Lagebericht offengelegt. Der Bilanzeid wird auf die Nachhaltigkeitsinformationen ausgeweitet. Das Management soll aktiv und nachweislich die Verantwortung für die Nachhaltigkeitsberichterstattung tragen, der Aufsichtsrat bleibt weiterhin verantwortlich für die Überwachung der Berichterstattung.‎

Größerer Anwenderkreis für wirtschaftliche Breitenwirkung

Die Berichtspflicht wurde auf Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten ausgeweitet (bisher 500) und sie umfasst nicht mehr nur kapitalmarktorientierte Unternehmen. Ab 2026 sind auch kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ab 10 Mitarbeitenden verpflichtet, über Nachhaltigkeitsrisiken und -leistungen zu informieren. Es wird davon ausgegangen, dass bereits ab 2023 rund 50.000 Unternehmen von der neuen Berichtspflicht betroffen sein werden, statt bislang knapp 12.000. Der Anwenderkreis hat sich damit deutlich erweitert.

Die Herausforderung der doppelten Materialität

Spannend wird die Umsetzung im Hinblick auf die doppelte Materialität (double materiality). Hier gab es bei der vorigen Fassung der CSR-Richtlinie Korrekturbedarf, da sie die nachhaltigkeitsbezogenen Berichtspflichten im Sinne der EU nicht ausreichend abbildete. Gemäß der neuen Formulierung wurden einerseits die Wirkungen des Umfelds auf das Unternehmen („outside-in“-Perspektive) sowie andererseits die Auswirkungen des Unternehmens auf sein Umfeld („inside-out“-Perspektive) einbezogen. Und Letzteres muss nicht unbedingt mit einer finanziellen Auswirkung auf das Unternehmen einhergehen.

Die Aufschlüsselung entsprechend der neuen Voraben wird noch eine Herausforderung werden, denn es stellt sich die Frage, wo fängt man an und wo hört man auf? An welchem Punkt ist der Verbraucher verantwortlich und wo bin ich als Unternehmen in der Lage, meinen Kunden dabei zu helfen, CO2-arme oder CO2-neutrale Produkte zu verwenden? Das neue Umweltreporting erfolgt über alle Scopes hinweg und es ist zum Beispiel auch wichtig, Dinge nicht doppelt und dreifach zu erfassen, etwa bei der Bewertung von Lieferanten.

Personelle Veränderungen

Nur sensibilisiertes Personal ist in der Lage, Geschäftsfelder, Produkte und Dienstleistungen richtig auf die neuen Standards auszurichten. Im Bereich des Personalmanagements ist es daher für alle betroffenen Unternehmen ratsam, sich bereits jetzt auf die neuen Berichtsstandards vorzubereiten. Kurz-, mittel- und langfristig wird das Thema Change Management eine entscheidende Rolle spielen und es sollte die Mitarbeitenden der gesamten Organisation einbeziehen.

Bisher waren vor allem die Finanz- und Controllingabteilungen sowie die Fachabteilung für Umweltmanagement und Integrierte Managementsysteme mit der Berichterstattung befasst. Künftig wird das Thema Umweltreporting, Tracking und Optimierung der Zahlen aller Geschäftsbereiche betreffen, die betriebliche Emissionen verursachen.

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Das Thema Umweltreporting wird in Zukunft alle Geschäftsbereiche betreffen, die betriebliche Emissionen verursachen (Quelle: Adobe stock / j-mel).

Unsere Lösung: Die CO2 Footprint App

Axians begleitet schon lange Unternehmen auf ihrem Weg zur grünen Transformation. Bei einem CO2-Hackaton im Mutterkonzern Vinci Energies in Deutschland haben wir uns überlegt,  wie man eigentlich die Belegschaften in Unternehmen hierfür sensibilisieren kann. Daraus entstand die Idee, eine CO2-Plattform für die Transparenz der CO2-Emissionen der Business Units zu entwickeln. In der Weiterentwicklung entstand daraus eine Mitarbeiter-App, bei der es im Backend offene Schnittstellen gibt und wo über eine IOT-Integration Echtzeitdaten genutzt werden können, etwa aus der Axians AXIOM-Lösung für Energiemanagement von Gebäuden und Industrieanalagen. Die Axians CO2 Footprint App ist konzipiert, um Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit so zu unterstützen, dass sie gemeinsam mit ihren Teams und einzelnen Mitarbeitenden spielerisch ihren betrieblichen CO2-Fußabdruck tracken und damit effizient reduzieren können.

Jeder Einzelne kann über die App in Echtzeit verfolgen, wie viel CO2 er verbraucht hat und wie sich der Verbrauch aufschlüsselt. Auch persönliche Ziele lassen sich anzeigen, die entweder vorgegeben sind, oder die sich jeder selbst setzt. Spaß kommt bei alledem nicht zu kurz, fürs Lernen und Umdenken ist das ein Erfolgsfaktor. Die Mitarbeitenden können zum Beispiel an Challenges teilnehmen. Wir haben auch Social Media integriert, um die Challenges zu verknüpfen und den Austausch auf der Kommunikationsplattform zu fördern.

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Es können Echtzeitdaten aus den ERP-Systemen, aus Reisetools oder aus vorhandener digitaler Umweltreportingsoftware integriert werden, individuell angepasst an jedes Unternehmen. Hier sehen wir eine große Unterstützung auch zum Beispiel bei Scope drei, wenn es darum geht, die Lieferkettentransparenz zu verbessern und dort Emissionen zu reduzieren.

Unsere Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Eine Zusammenarbeit zwischen den Fachabteilungen und allen Managementebenen ist für die Umsetzung der CSRD unerlässlich (Quelle: Adobe stock / Good Studio).

Für die Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive ist interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fachabteilungen und allen Managementebenen unerlässlich. Wir empfehlen, ein Kernprojektteam aus Umweltmanagement, Finanzmanagement, Produktmanagement, IT, Marketing, der internen Kommunikation und Investor Relations zu bilden.

Die Axians Carbonfootprint App & CO2-Plattform mit angebundenem Umwelt-reporting in der eNATUREcloud der Axians eWaste GmbH ist dabei ein ideales digitales Instrument für die Zusammenarbeit, Zusammenführung von Reporting, Mitarbeiterengagement und Veränderungskommunikation. Die Corporate Sustainability Reporting Directive bringt tatsächlich viele Benefits für Unternehmen mit sich, auch für KMU‘s. Durch das aktive Management der Energiewende entstehen zukunftssichere Arbeitsplätze. Eine gelebte CSR-Strategie belegt die Glaubwürdigkeit der kommunizierten Ambitionen und Unternehmenswerte und begünstigt das Image & Employer Branding ebenso wie das positive ESG Rating gegenüber Investoren und Stakeholdern.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / tashatuvango

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