29.09.2023

Von den jeweils über 80 Prozent in Südkorea und Spanien ist Deutschland weit entfernt. Die Quote der aktiven Glasfaseranschlüsse hierzulande hat sich aber binnen eines Jahres von 7,1 auf 9,1 Prozent erhöht.  

Auf der grünen Wiese lässt sich schneller und besser bauen, was sich bei IT- und Digitalisierungsprojekten oft bestätigt. Und Deutschland hat mit leistungsfähigen kupferbasierten VDSL-Verbindungen und Kabelnetzen nun mal eine vergleichsweise gute Infrastruktur, die es für viele Haushalte und Unternehmen nicht unbedingt erforderlich macht, auf Glasfaser umzusteigen. Das ist, wie von der Bundesnetzagentur (BNetzA) vermutet, sicherlich eine Erklärung dafür, dass der Ausbau aktiver Glasfaseranschlüsse hierzulande nicht so schnell vorangeht wie anderswo. Von den 87 Prozent in Südkorea und den 81 Prozent bei dem europäischen Spitzenreiter Spanien ist die Bundesrepublik jedenfalls noch weit entfernt.

Wie die Bundesnetzagentur jetzt berichtet, hat sich die Zahl der gebuchten FTTH- und FTTB-Anschlüsse (bis in die Wohnung/Büro beziehungsweise ins Gebäude) innerhalb eines Jahres von 7,1 auf 9,1 Prozent erhöht. Von den 3,4 Millionen genutzten Glasfaserverbindungen entfielen rund 2,4 Millionen auf den FTTH-Bereich bis in die Wohn- und Büroräume, die restlichen Millionen Anschlüsse auf den FTTB-Bereich bis ins Gebäude. Die Zahl der nichtaktiven Anschlüsse liegt mit 13,1 Millionen bis Ende 2022 sehr viel höher und hat sich innerhalb eines Jahres von 8,9 Millionen Verbindungen ins Haus oder in die Wohnung stark erhöht. Das heißt, der Ausbau des Glasfasernetzes kommt weit mehr voran als die tatsächlich genutzten Anschlüsse. Nach wie vor sind in nur drei von 27 EU-Mitgliedsstaaten – Österreich, Belgien und Griechenland – geringere Anschlussquoten zu registrieren.

Für die kommenden Jahre erwartet die BNetzA, dass sich der FTTH- und FTTB-Anteil in Deutschland aber „deutlich erhöhen wird“, zumal die ausbauende Wirtschaft sich im Bereich Festnetz auf Glasfaser konzentriert, so wie der Fokus im Mobilfunk auf 5G-Netzen liegt. Die entsprechenden Investitionen auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt sind innerhalb eines Jahres um 1,6 Milliarden auf 13,1 Milliarden Euro ebenfalls kräftig gestiegen.

Die Datenvolumina im Mobilfunkbereich sind gerade in Coronazeiten stark angestiegen (AdobeStock/hqrloveq).

Weiter teilt die BNetzA im Jahresbericht Telekommunikation für 2022 mit, dass bis Ende des Jahres in Deutschland 104,4 Millionen SIM-Karten aktiv genutzt wurden, Karten für die Machine-to-Machine- oder kurz M2M-Nutzung noch gar nicht mitgerechnet. 2020 und 2021 waren es mit 107,4 Millionen respektive 106,4 Millionen aktiv genutzter SIM-Karten noch etwas mehr, dafür hat sich aber die Zahl der LTE-Kartennutzer von 45,7 auf 61,2 Millionen deutlich erhöht. Bei dem M2M-Karten ist in den zurückliegenden zwei Jahren sogar ein Anstieg von 36,0 auf 58,3 Millionen zu verzeichnen, im Bereich Voice over LTE (VoLTE) von 45,7 auf 61,2 Millionen. Den Rückgang aktiv genutzter SIM-Karten führt die BNetzA auf Bestandsbereinigung inaktiver Karten zurück.

Die Datenvolumina im Mobilfunkbereich sind gerade in Coronazeiten stark angestiegen und haben sich zwischen 2014 und 2022 von 395 auf 6.714 Millionen Gigabyte glatt versiebzehnfacht. Das durchschnittliche monatliche Datenvolumen pro aktiver Karte ist in den neun Jahren von 0,3 auf 5,3 GB mit leichter Tendenz nach oben ähnlich stark gestiegen.

Die Zahl der Funk-Basisstationen ist zwischen 2020 und 2022 von 224.554 auf 203.241 etwas nach unten gegangen, wobei hier vor allem UMTS beziehungsweise 3G mit 0 Prozent Anstieg stark zu Buche schlug, während GSM/2G sogar um 37 Prozent zugenommen hat und damit sogar mehr als 5G mit lediglich 21 Prozent, halb so viel wie LTE mit 42 Prozent. Das liegt aber daran, dass ein Teil des Ausbaus des 5G-Netzes immer noch auf bestehender 4G-Infrastruktur fußt, wobei vor allem Dynamic Spectrum Sharing (DSS) zum Einsatz kommt. Und das erlaubt die gleichzeitige Nutzung von 4G und 5G im gleichen Frequenzbereich. Die Anbindung der jeweiligen Standorte beziehungsweise Antennen erfolgt meist über Glasfaser (50 Prozent) oder Richtfunk (48 Prozent). Glasfaser ist aber mit einem Plus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eindeutig auf dem Vormarsch.

Widerstände in der Bevölkerung und vonseiten einzelner Kommunen sowie geologische oder historische Gegebenheiten behindern jedoch einige Projekte. Es gibt aber neue Verlegeverfahren, die dazu beitragen, die Akzeptanz zu erhöhen und dem Umweltschutz und der Nachhaltigkeit gleichermaßen Rechnung tragen. Dazu gehört das von der VINCI-Tochter Axians eingesetzte Trenching oder Horizontalspülung, wie Digital Chiefs berichtet. Dabei wird von Spezialmaschinen nur eine zehn Zentimeter tiefe und breite Furche gegraben, um die Kabel auch an schmaleren Wegen an Wurzelwerk vorbei zu verlegen, ohne dafür ganze Gräben ausheben zu müssen.

Quelle Titelbild: Adobe / volff

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