Gartner Technologie Trends: 2026 ein Jahr der Disruption, Innovation und Risiken
Redaktion Digital Chiefs
Wie jedes Jahr warten die großen IT-Marktforscher mit Trendprognosen für das kommende auf. Gartner ...
Wie vor fünf Jahren schon sieht der eco-Verband die deutsche Internetwirtschaft bis 2030 weiter auf starkem Wachstumskurs. Ein Treiber der Entwicklung soll die KI-Revolution sein, als Bremse könnte sich die Energieknappheit erweisen, heißt es in der neuen Studie.
Zusammen mit der Unternehmensberatung Arthur D. Little wirft der eco-Verband alle fünf Jahren einen besonderen Blick auf die für die kommenden Jahre erwartete Entwicklung der deutschen Internetwirtschaft. 2020 bis 2025 waren die beiden Unternehmen trotz Corona für die Branche noch von einer Umsatzsteigerung von knapp 75 Prozent auf rund 253 Milliarden Euro ausgegangen, erinnert IT-Business. Der Fokus lag dabei auf dem stark wachsenden E-Commerce-Bereich und auf dem Ausbau von digitalen Infrastrukturen.
In den Jahren 2025 bis 2030 rechnet der eco-Verband für die deutsche Internetwirtschaft mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von knapp 10 Prozent auf 389 Milliarden Euro. Digitale Transaktions- und Plattformmodelle sollen dabei schon fast 40 Prozent der Erlöse generieren. Aber auch das Geschäft mit Tech-Dienstleistungen soll stark zu dem erwarteten Wachstum beitragen, ebenso wie in zunehmenden Maße Künstliche Intelligenz (KI). Schwerpunkte der Entwicklung bis 2030 seien der Ausbau von Rechenzentren und der Telekommunikationsnetze.
Der „Reality-Check“ der Aussagen aus der zurückliegenden Studie von 2020 zeigt, dass das Marktvolumen der deutschen Internetwirtschaft 2024 mit rund 221 Milliarden Euro um nur knapp fünf Prozent hinter den damals prognostizierten 232 Milliarden Euro zurücklag.
Deutlicher ist die Abweichung gegenüber der eco/ADL-Studie von 2023, die für 2024 von einem Marktvolumen von 251 Milliarden Euro ausgegangen war, was etwa 13,3 Prozent über dem ermittelten Wert lag. In der Studie von 2023 war man allerdings noch von einem deutlichen Digitalisierungsschub durch generative KI ausgegangen. Der KI-Effekt war zwar spürbar, entfaltete sich der neuen Studie zufolge aber langsamer als erwartet. Neue Technologien wie GenAI, Edge-Computing und 5G erhöhen den Studienmachern und ITB zufolge die Anforderungen an Rechenleistung, Energieeffizienz, Datenverfügbarkeit und Netzlatenz.

Das Training moderner KI-Modelle würde zudem enorme Ressourcen erfordern sowie auch mehr Anstrengungen, die politischen Ziele einer flächendeckenden Glasfaser- und 5G-Versorgung bis 2030 zu erreichen. Dahingehend meldet ADL-Partner Dr. Nejc Jakobin aber Zweifel an und ist „durchaus skeptisch, dass das so funktionieren wird“. Seiner Einschätzung nach wird das deutlich länger dauern.
KI und besonders GenAI hätten eine Flut von Neuerungen ausgelöst, gleichzeitig sähen sich die Unternehmen einem starken Druck finanzieller Überlegungen ausgesetzt. „Wir beobachten zudem ein verstärktes Streben nach Souveränität bei den Unternehmen, die sich mehr Auswahlmöglichkeiten hinsichtlich ihrer Cloud-Umgebungen wünschen“, so Jakopin.
Lars Riegel, Partner bei Arthur D. Little, beobachtet zudem einen zunehmend als „brutal“ wahrgenommenen Wettbewerb im Bereich digitaler Infrastrukturen. Dass KI-Investitionen von vielen Unternehmen als essenziel angesehen werden, bereitet ihm auch Sorgen. Schließlich würden die Kunden in Zukunft eine nachhaltige Bereitstellung der Ressourcen verlangen.
Jakopin merkt auch an, dass „viele Betreiber von Rechenzentren im Zwiespalt zwischen den Möglichkeiten des Wachstums und den Einschränkungen aufgrund der Energieknappheit“ seien und dies eine der größten Herausforderungen für sie darstellt.
Vor großen Herausforderungen sieht der eco-Verband auch die Betreiber von Glasfasernetzen. Diese gelten zwar als Wachstumsmotor der ITK-Branche und der gesamten deutschen Wirtschaft. Die CEOs dieser Unternehmen hätten es aber auch mit komplexen Anforderungen zu tun, deren Bewältigung gezielte Maßnahmen voraussetzen, um die RZ- und TK-Infrastruktur des Landes rechtzeitig und nachhaltig auszubauen.

Dazu gehörten sinkende Energiekosten, beschleunigte Genehmigungsverfahren, gezielte Investitionsanreize, die erleichterte Nutzung von Abwärme, Standortmarketing und Cluster-Management sowie ein enger Dialog zwischen der Branche und der Politik.
Bei 5G ist die Bundesrepublik mit einer zu 98 Prozent fast flächendeckenden Versorgung derweil auf Augenhöhe mit anderen Industrieländern wie Großbritannien und den USA.
Bei Glasfaseranschlüssen bis nach Hause oder ins Gebäude (Fiber to the Home/Building, kurz FTTH/B) hinkt Deutschland mit 42 Prozent gegenüber 69 Prozent EU-weit noch etwas hinterher. In Italien liegt die Rate bei 64 Prozent, im Vereinigten Königreich bei 71 Prozent, in Frankreich sogar bei 90 Prozent. Der Druck wächst also in Deutschland. Und es ist auch noch viel zu tun im Glasfaserbereich. Bei Breitbandverbindungen bestehe in Deutschland immer noch eindeutig Verbesserungs- und Investitionsbedarf. Ob das Gigabit-Versprechen der Bundesrepublik einzuhalten ist, hänge aber auch von verstärkten privaten Investitionen ab.
Bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz stehen deutsche kleine und mittelständische Unternehmen mit 28 Prozent gegenüber 21 Prozent im EU-Durchschnitt dar nicht so schlecht da. In Norwegen ist der Anteil mit 41 Prozent aber deutlich höher, bei großen Unternehmen mit 63 zu 48 Prozent noch deutlicher.
Insgesamt bleibe die Internetwirtschaft ein dynamischer Wachstumsmotor der deutschen Volkswirtschaft bis 2030. Cloud- und Plattformdienste, KI-getriebene Anwendungen und datenintensive Industrien bilden dem eco-Verband zufolge die Haupttreiber der Entwicklung. Die Studie bestätige zudem, dass das digitale Ökosystem sich weiter schneller entwickelt als alle anderen Sektoren „und damit seine Rolle als Schlüsselbranche für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und resiliente Wertschöpfung in Deutschland festigt“, heißt es im Fazit und Ausblick der Studie.
Für Oliver Süme, den Vorstandsvorsitzenden des eco-Verbands ist es „ein positives Signal, dass die deutsche Internetwirtschaft schneller wächst als die Gesamtwirtschaft“. Die Digitalkanäle hätten daher als „Herz- und Kreislaufsystem der deutschen Wirtschaft“ eine hohe strategische Bedeutung.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / Bassmallah