metaverse_digital_chiefs
14.07.2022 | Alexander Roth

Das Metaverse – relevanter Kanal für B2B-Marketing oder nur großer Hype?

So viel steht fest: Facebooks neue virtuelle Welt, das Metaverse, ist gekommen, um zu bleiben. Zu viel investiert die IT-Industrie bereits in das Metaverse, um es als deutsches, mittelständisches Unternehmen nicht ernst zu nehmen. Aber was heißt das für Marketers, speziell auch im B2B? Alexander Roth, CEO der Evernine Group, zeigt in diesem Beitrag Chancen auf und gibt Impulse für erste Testläufe. 

Neue, sich durchsetzende Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Snapchat sind für digitale B2C-Marketeers immer relevant: Zum einen locken dort meist günstige Preise für Werbeformen gerade in der Phase des Markteintritts, zum anderen sind sie oft frei von zahlreichen Wettbewerbern – warum also nicht einsteigen und ihre Effizienz auf die vornehmlich jungen Zielgruppen testen?

Interessiert, wie die virtuelle Welt bis dato aussieht? Diese Anbieter bringen sie und ihre Ideen, Unternehmensprozesse und Best Practices es jetzt schon ins Metaverse:

– Sandbox und Decentraland bieten für Unternehmen und Entscheider:innen einen guten Einstieg. Man kann sowohl ohne Account als auch ohne teure Anschaffung einer VR Brille in die virtuelle Welt eintauchen es reicht ein Laptop. So können Marke Tasting Möglichkeiten ausloten und trotzdem schon einmal die in die virtuelle Welt hineinschnuppern.

– Die Kommunikationsplattform Microsoft Teams ist in Form von Microsoft Mesh bereits verfügbar. Hier sollen Unternehmen die Möglichkeit bekommen, eigene Metaversen für ihre Mitarbeiter zu erstellen. Mehr dazu lesen Sie in dieser Digital Chiefs News.

– Auch die Evernine Group bietet für Unternehmen als 360-Grad-Dienstleister sowohl eine praktikable technische Lösung für das Metaverse, als auch die strategisch richtige Herangehensweise und Ausrichtung an, um die Synergien der Hype-Plattform zu nutzen.

Anders ist es im B2B Marketing – neue Plattformen, auch wenn sie sich im Markt bereits durchsetzen, sprechen eben meist nur jüngeres Publikum an, welches aber nicht die Entscheider:innen von Unternehmen darstellt, auf die man als B2B Unternehmen meist abzielen möchte. Warum sollte man also dort werben? 

Umsätze des Metaverse sprechen für sich 

Das Metaverse als Plattform bietet in virtuellen Räumen, verbunden mit VR- und AR-Technologien, so ziemlich jede Möglichkeit zur Interaktion, wie es die „normale“ Welt auch kann. Hört man auf Entwickler der Metaverse-Technologien, werden Menschen wahrscheinlich in der Lage sein, in einer einzigen nahtlosen virtuellen Welt zu arbeiten, einzukaufen, Kontakte zu knüpfen, zu lernen und sich unterhalten zu lassen.

Neue Plattformen sprechen in der Anfangsphase oft auch eine andere Altersgruppe an, sind jedoch für den deutschen Markt im „Early-Adopter“-Status zuerst einmal uninteressant. Anders verhält sich das mit dem Metaverse: Marktforscher gehen davon aus, dass sich die Umsätze bei Metaverse-Technologien auf über 297 Milliarden Dollar im Jahr 2024 steigern werden – eine Verzehnfachung der Umsätze! Die deutschen Bürger sind, anders als gedacht, neugierig auf das Metaverse. In einer Bitkom-Umfrage denkt ein Viertel der Befragten, dass sich künftig weite Teile des privaten und beruflichen Lebens dort abspielen werden.

Die Möglichkeiten scheinen endlos und werden durch die Beliebtheit von Virtual und Augmented Reality in Unternehmen nur verstärkt. Virtuelle Messen und Konferenzen kommen nach den Peaks der Pandemie für viele Mitarbeitende und Kunden immer mehr infrage. Das deckt sich auch mit dem Wandel im Marketing: Interaktive Erlebnisse und die Verlängerung von Eventmaßnahmen treffen mit dem Metaverse einen aktuellen Nerv der Marketers. Und auch die junge Generation hat stärkere Erwartungen und Ansprüche an virtuelle Erlebnisse mit Unternehmen.

Sieht man sich die Möglichkeiten im Metaverse für Messen und virtuelle Konferenzen an, bieten die Plattformen für alle Nutzer:innen eine weitere Option, die persönliche Interaktion in Form von Virtual Reality auszuleben. Sie ermöglichen eine verkörperte Erfahrung ohne physische Anwesenheit – und das ohne Reisebedarf der Beteiligten.

Expertenbeitrag-digital-chiefs

Wunsch zu individueller Customer Experience befeuert das Metaverse 

Der Trend für B2B-Unternehmen, mehr individuelles Markenerlebnis zu bieten, nimmt in den letzten Jahren stark zu. Unternehmen, die auf individuelles Storytelling und eine granulare Customer Journey setzen, um Neukunden zu gewinnen, läuten bereits in frühen Phasen die Sales-Maßnahmen ein und profitieren am Ende von zufriedenen (Neu-)Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Das wird an einem Beispiel deutlich: Klassische Whitepaper oder die Website eines Unternehmens lassen sich in interaktiven Customer Journeys in Form von virtuellen Events, Tests, Fragebögen mit Gamification-Ansatz oder ähnlichem abbilden. Die gewonnenen Daten kann der Sales bereits sehr früh nutzen und so die Story des Kunden passgenau adaptieren.

Dieser Drang zu mehr Erlebnis im B2B-Marketing befeuert auch das Thema Metaverse: Die B2B-Unternehmen haben im umkämpften Markt kaum eine andere Wahl, als kreativer zu werden und neue, einzigartige Kundenerlebnisse zu erschaffen. Warum dann also nicht auch die Möglichkeiten des Metaverse nutzen?

Aus meiner Erfahrung in der Kommunikationsberatung und laut Stimmen am Markt, gibt es für B2B-Unternehmen derzeit drei Möglichkeiten, sich im Metaverse zu platzieren. 

Expertenbeitrag-digital-chiefs

#1 – All in or nothing 

Zugegeben, was wie eine Phrase klingt und für Unternehmen auf den ersten Blick zu riskant erscheint, kann mit Erfolg belohnt werden: Ganz oder gar nicht.

Wenn die Storyline im B2B-Marketing bereits klar in die Richtung von individueller Customer Journey geht, das Unternehmen bereits virtuelle, digitale Events abhält, gute Erfahrungen macht und die Services in eine digitale Welt wie die des Metaverse passen, dann sollten die Marketing-Abteilungen nicht scheu sein.

In enger Verbindung mit dem Sales lohnt es sich, mit der Breitseite in Events im Metaverse zu investieren und dafür klassische Events auszusparen. Testen Sie unterschiedliche Ansätze für Ihre Zielgruppe und machen Sie Ihre Events im Metaverse zum State-of-the-Art Projekt der B2B-Kommunikation. Nutzen Sie spielerische Ansätze für die Erklärung Ihres Produkts oder Service, fordern Sie Feedback der Nutzer:innen ein und entwickeln Sie einen neuen Marketingkanal, in den es sich lohnt, zu investieren!

Auch intern könnte das Metaverse Ihnen eine Möglichkeit bieten, durch VR-Brillen die Stärke emotionaler Reaktionen Ihrer Mitarbeitenden bei Schulungen und Trainings zu nutzen. Das sogenannte Immersive Training unterstützt Szenarien-basiertes Lernen, aber auch das virtuelle Training von Soft Skills. Hier sind wir wieder bei der individuellen Customer Journey: Der Gamification Ansatz, also die spielerische Erklärung teils tiefgreifender Themen, erhöht die sensorische Maximierung und steigert die Interaktionsstufen.

#2 – Trial and (maybe) error  

Viele Unternehmen sind sich unschlüssig darüber, ob ihre Zielgruppe auf eine individuelle Journey und digitale Wege anspringt. Liefern die digitalen Maßnahmen keine entsprechende KPIs, sind sie nicht tragbar.

In der B2B-Welt recherchieren Kunden meist umfangreich vor der Kaufentscheidung. Hier bietet das Metaverse für B2B-Marketer eine echte Gelegenheit. Denn die virtuellen Räume können gut durchdacht dem Kunden ermöglichen, einen 360°-Blick auf das Produkt/die Services zu werfen, direkt mit ihnen zu interagieren und sogar virtuell in das Portfolio einzutauchen.

Daher empfiehlt sich, sofern es das Marketingbudget zulässt, eine Testphase von Inbound-Marketingaktivitäten im Metaverse. Testen Sie, wie sich Ihre Zielgruppe bei virtuellen Events im Metaverse verhält und wie sie diese annimmt. Probieren Sie Sales-Gespräche im virtuellen Raum und machen Sie auf den neuen Kanal im Omnichannel-Mix auf Social Media aufmerksam, um mehr Kunden für die neue Art des Sales zu sensibilisieren. Bereiten Sie Video-Content für die Plattformen auf und machen sie diese so nahbar.

Das Unternehmen bezieht durch die Testphase eine klare Position zum Metaverse und zieht auch die junge Generation an. Am Ende der Testphase werden Unternehmen wissen, ob und wie das Metaverse in ihrem zukünftigen Marketingmix Platz finden wird. Es kann in jedem Fall aber vom Testen in der aktuellen Hype-Phase des Metaverse nur profitieren.

#3 – Verlängerter Arm für Human Ressources

Eine weitere Möglichkeit, um von den Möglichkeiten des Metaversums zu profitieren, können HR- und Employer Branding-Maßnahmen auf den Plattformen sein.

Bewerbungsgespräche im virtuellen Raum oder der Einblick ins Unternehmen via Virtual Reality bieten hier einen guten Start, der den Bewerbenden das Gefühl gibt, dass das Unternehmen auch bei den Maßnahmen für neue Mitarbeiter:innen nicht spart und stets auf neue Impulse setzt.

Diese Variante lässt Unternehmen bereits jetzt die Möglichkeiten der Plattformen austesten und den Vorsprung gewinnen, der später am Bewerbermarkt womöglich für das Talent Recruiting ausschlaggebend gegenüber der analogen Konkurrenz ist.

„The Trend is your friend“ 

Egal wie und ob man das Metaverse als neuen Stern am Marketing-Himmel sieht: Je länger der Hype anhält, desto weniger werden Unternehmen darum herumkommen, eine Haltung und Meinung zur Metaverse-Technologie zu haben.

Für Skeptiker lohnt es sich, das Metaverse als ein Universum der Möglichkeiten und als Werkzeug zu sehen, das noch nicht geschliffen ist: Sobald es vollendet bzw. verfeinert ist, wird es für B2B-Unternehmen eine unvermeidliche Umgebung für ihre Lead-Generierung, kollaboratives Arbeiten, eine individuelle Customer Experience, Sales-Möglichkeiten und den Aufbau ihrer Brand sein.

metaverse_unternehmen_digital_chiefs
Das Metaverse wird für B2B-Unternehmen eine unvermeidliche Umgebung für zum Bespiel Lead-Generierung sein (Quelle: Adobe stock / pressmaster).

Somit wird es für Marketing-Abteilungen, die bereits mit Erfolg auf individuelle digitale Customer Journeys setzen, unabdingbar, auch im neuen Umfeld tätig zu werden.

Je mehr Zeit vergeht und je mehr neue Technologien Einzug in die B2B-Marketing-Abteilungen halten, desto weniger Ausreden gibt es für Unternehmen, nicht im Metaverse aufzutreten.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / ipopba

Diesen Beitrag teilen:

Weitere Beiträge

Industrieunternehmen sind einer deutlich erhöhten Bedrohungslage ausgesetzt

Wie dem Jahresbericht von TXOne Networks zu entnehmen ist, hat sich die Sicherheitslage von Produktionsunternehmen ... »

05.04.2024 | Redaktion Digital Chiefs

Mehr IT- und OT-Sicherheit durch künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz dient Hackern immer mehr als Waffe, lässt sich aber auch einsetzen, um solche ... »

04.04.2024 | Redaktion Digital Chiefs