Bitkom-Prognosen für die deutsche Digitalwirtschaft lassen hoffen
Redaktion Digital Chiefs
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Zum BeitragDie Vision, dass Gesprächspartner plötzlich dreidimensional vor Einem erscheinen, hat die Menschheit schon sehr lange beschäftigt. Microsoft will das mit Mesh und der eigenen AR-Brille HoloLens2 nun möglich machen – und nicht nur mit der.
Nach der Entwicklung der Holographie im Jahr 1947 reicht die Filmgeschichte mit anfangs noch meist grünlichen Geisterbildern sehr weit zurück, viel weiter als „Ein Hologramm für den König“ von 2016. In der Filmkomödie spielt Tom Hanks unter der Regie von Tom Tykwer einen abgehalfterten Vertreter, der dem saudischen König ein holographisches Videokonferenzsystem mit 3D-Projektion verkaufen soll, was das große schwarze Zelt als Filmkulisse erklärt. Technisch möglich wäre das auch.
Microsoft hat nun mit Mesh auf der jährlichen Ignite-Konferenz Anfang März 2021 ein ähnliches System vorgestellt, bei dem virtuelle Gesprächspartner über die AR-Brille HoloLens2 in voller Größe lebensecht erscheinen sollen. Mesh, wörtlich Geflecht, Mischmasch, Mix oder Vermaschung, steht hier nicht für ein vermaschtes Netzwerk wie bei WLAN-Mesh, sondern für ein Polygonnetz zur Modellierung von dreidimensionalen Objekten oder virtuellen Gesprächspartnern sowie für Mixed Reality.
Dabei muss natürlich auch auf den Unterschied zwischen VR und AR hingewiesen werden: Bei Virtuell Reality tauchen die Nutzer über abgeschirmte Spezialbrillen wie der Oculus Rift S komplett in digitale Welten ein, bei der Augmented Reality sind die Brillen wie die HoloLens2, Epsons Moverio oder Google Glass soweit lichtdurchlässig, dass sie die tatsächliche Realität erweitern und nicht ersetzen. Damit sind auch weit mehr Anwendungen möglich als in der Welt der Virtual Reality.
Wie die WirtschaftsWoche den Microsoft-Softwareingenieur Alex Kipman zitiert, sieht Microsoft sein Mesh aber auch als Mix beider Technologien oder als Aufbruch in eine neue Ära der virtuellen Zusammenarbeit.
Die neue Plattform soll es künftig möglich machen, dass zwei räumlich weit getrennte Gesprächspartner sich lebensecht virtuell treffen und gemeinsam ein 3D-Objekt begutachten. Als Beispiel zeigt Microsoft ein semitransparentes Automobilmodell, das eine Gruppe von ebenfalls virtuell zusammenkommenden Menschen von allen Seiten betrachtet.
Die Nutzer sollen das Gefühl haben, bei Online-Meetings und anderen Formen der Teamarbeit wirklich zusammenzukommen, heißt es in den WiWo-Artikel. Es entsteht so etwas wie ein virtuelles echtes Wir-Gefühl. Für im Lockdown und Homeoffice vereinsamende Bürokräfte wäre das eigentlich die Rettung. Es bleibt jedoch zu erwarten, ob die Technologie so schnell in den heimischen Büros kommt.
Es gibt in Ansätzen schon solche Treffen mit virtuellen Abbildern, wie das Beispiel des Düsseldorfer Anlagenbauer SMS Group zeigt. Dort bewegen sich Montageingenieure als Avatare. Durch das computergenerierte 3D-Abbild eines Stahlwerks, um eventuelle Konstruktionsfehler desselben schon im Vorfeld erkennen zu können.
Aber Mesh geht vom Avatar noch ein Stück weiter zur Holoportation des menschlichen Abbildes, wie Microsoft-Entwickler Kipman es beschreibt. Laut WiWo soll Mesh sich als Bindeglied zwischen verschiedenen Technologien und Geräteanbietern etablieren. Den Anfang machen die HoloLens 2 und die Oculus Rift S, andere könnten folgen.
Als ein mögliches Beispiel ist das Berliner Startup realworld one, dessen VR-Brillen Carl Zeiss einsetzt, um Servicemitarbeiter in 3D-Modellen auf die Reparatur der eigenen Elektronenmikroskope zu trainieren. Ein anderes ist die Firma Northdocks aus Monheim, die digitale Doppelgänger (Digital Twins) von Fabriken und anderen Gebäuden als virtuelle Trainingsgelände für Feuerwehrleute erzeugt. Zusammen mit der bereits genannten gemeinsamen Begutachtung von dreidimensionalen Abbildern von Fahrzeugmodellen und Stahlkonstruktionen ergeben sich mit Microsoft Mesh viele B2B-Anwendungsmöglichkeiten.
Es gibt aber auch noch weitere Beispiele aus der Unterhaltungsindustrie. So haben die amerikanischen Spieleentwickler von Niantic gezeigt, wie die virtuellen Figuren von „Pokémon Go“ rund um den Träger der HoloLens wie leibhaftig in einem Park auftauchen können, statt nur auf dem Smartphone-Display. Vielleicht sind solche B2C-Massenanwendungen von Microsoft für Mesh auch intendiert. Denn der Erfolg des Unternehmens und von Windows lebt von der Masse und günstigen Endgeräten. Die Öffnung für die Oculus Rift wäre zumindest ein Indiz dafür.
Weitere Insights zu Microsoft Mesh finden Sie auch in diesem Video:
Quelle Titelbild: Microsoft