BSI-Lagebericht: Mehr Resilienz gegen eine immer bedrohlichere Sicherheitslage
Redaktion Digital Chiefs
Der im November 2024 vorgelegte BSI-Lagebericht zur Cybersicherheit in Deutschland zeigt weiter steigende ...
Zum BeitragMicrosoft hat mit Microsoft Mesh eine neue Plattform für virtuelle Begegnungen geschaffen und nennt sie Mixed Reality. Diese erlaubt zusammen mit Collaboration-Tools wie Teams völlig neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Kollegen und Partnern.
Mit Extended Reality (XR) als Oberbegriff gesellt sich zu Virtual (VR) und Augmented Reality (AR), der erweiterten oder angereicherten Wirklichkeit, nun auch die Mixed Reality (MR).
Die virtuelle Realität lässt den Nutzer durch komplett abgeschirmte VR-Brillen ganz in neue virtuelle Welten eintauchen. Die Augmented Reality überlagert über transparente oder semitransparente AR-Brillen oder auch über mobile Apps die Wirklichkeit, indem zum Beispiel digitale Objekte oder Erläuterungen eingeblendet werden. Die Mixed Reality umfasst dagegen die ganze Bandbreite zwischen VR oder AR und der Wirklichkeit, um zum Beispiel auch reale Personen in die virtuelle Welt einzuladen.
Die digitalen Elemente und virtuellen Gäste sind in der MR-Welt nicht nur einfach eingeblendet, sondern interagieren auch mit der Realität, so dass sich der Anwender nicht bücken muss, um einen unter den Tisch rollenden Ball zu sehen. Das Beispiel ist natürlich nur Spielerei, aber Microsoft Mesh lässt das als neue Plattform für Mixed Reality über 3D-Holographie genauso zu wie eine Bandbreite von B2B-Anwendungen. Dabei sollen zunächst vorwiegend die Microsoft-eigene HoloLens 2, eine AR-Brille, und die VR-Brillen der Facebook-Tochter Oculus zum Einsatz kommen – sowie Microsoft Teams als Bindeglied für die unternehmensübergreifende Kommunikation und Collaboration, wie es neudeutsch heißt.
Lebensecht erscheinende virtuelle Begegnungen in einer durch starre oder bewegliche AR-Objekte angereicherten Umgebung in Verbindung mit Kollaborationstools wie Microsoft Teams schaffen eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Eine in Corona-Zeiten ganz naheliegende ist es, die Mitarbeiter ein Stück mehr aus ihrer Tristesse im Homeoffice zu holen. Denn die Kolleginnen und Kollegen können so viel mehr als über Videochat das Gefühl entwickeln, wie vor der Krise wieder zusammenzufinden.
Microsoft sieht für Mesh unter anderem Anwendungsszenarien im Bauwesen und in der Immobilienbranche, wie etwa bei der Begehung von Gebäuden oder von Konstruktionsmodellen. Das virtuelle gemeinsame Inspizieren von Gebäude- oder Fahrzeugmodellen über alle Grenzen hinweg kann auch dienlich sein, um Experten einzuladen und gemeinsam Konstruktionsfehler zu entlarven, bevor sich diese als richtig teuer oder gar gefährlich erweisen. Fachhochschüler oder Auszubildende könnten auch wesentlich leichter Kfz-Bauteile studieren, ohne dabei zum Beispiel den ganzen Motor physisch auseinander nehmen zu müssen. Der Kurbeltrieb oder Zylinderkopf erscheint ihnen im MR-Modell aber genauso komplex oder „störrisch“ wie in Echt. Statt „finde den Fehler“ könnte mit Mixed Reality der Befehl an die Lernenden „findet den Fehler“ lauten. Denn MR spielt nun mal seine größten Stärken im Teamwork aus.
Doch gibt es bereits weitere Anwendungsfälle im Umfeld Mixed Reality? Schauen wir einmal auf Kia Motors Europe. Das Unternehmen setzt beim Design von Automodellen auf VR-Technologien, die es ermöglichen, in der Pandemie auch über weite Entfernungen mit anderen Studios zusammenzuarbeiten. Die Produktdesigner können dabei das virtuelle Modell direkt mit dem physischen Modell im selben Raum vergleichen, um Anpassungen vorzunehmen und Feedback zu geben. Thomas Unterluggauer, Creative Manager CGI bei dem europäischen Kia Design Center, sieht das als großen Vorteil, denn: „In einer reinen virtuellen Darstellung fehlt der Bezug zur Realität“.
Ein weiteres Beispiel ist Nestlé. Mit Smart Glasses hat Nestlé zu mehr Nachhaltigkeit gefunden. Denn die US-Kollegen müssten so nicht mehr so oft ins deutsche Pizza-Werk nach Nonnweiler im Saarland reisen. Nestlé-Produktmanager Jörg Schmitt unterstreicht auch den positiven Effekt in der Coronakrise: „Wir haben schon vor der Covid-19-Pandemie begonnen, AR-Technologien einzusetzen. Der Einsatz hat sich dann unter COVID natürlich stark beschleunigt.“ Außerdem habe man festgestellt, durch das gemeinsame Arbeiten an mehreren Projekten gleichzeitig auch schneller zu sein. So konnte Nestlé die neue Fabrik in Thailands Industriepark von Navanakorn trotz Corona sogar vorzeitig fertigstellen.
Als weitere Beispiele für die XR-Collaboration sind etwa Marketinganwendungen für Kundenpräsentationen, Trainings, Logistik und Navigation sowie Assistenzsysteme im Servicebereich zu nennen. Damit sind die Möglichkeiten von XR oder MR noch lange nicht erschöpft. Im Zusammenhang mit dem von Google Glass ausgelösten Hype um Datenbrillen haben Google selbst und die Community ab etwa 2012 vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für AR-Brillen entwickelt. Dabei hatte die von Google sogar den Vorteil, dass sie anders als andere Head-Mounted Displays (HMDs) fast vollkommen lichtdurchlässig ist, während die erste Moverio von Epson und die ab 2015 marktreife HoloLens von Microsoft nur semitransparent sind. Umso größer war das Erstaunen, dass Google Glass kurz vor dem geplanten Marktstart Anfang 2015 eingestampft wurde, vorübergehend zumindest, bevor sie 2019 mit höherer Akku-Laufzeit als Enterprise Edition 2 wieder angeboten wurde.
Das Problem bei allen VR- und den meisten AR-Brillen ist, dass sie nicht dauerhaft getragen werden können, um damit zum Beispiel Maschinen oder Hochstrommasten zu warten oder für den 9-to-5-Einsatz im Warenlager. Neuartige Smart Glasses, die aussehen wie ganz normale Brille, oder Virtual Retinal Displays (Virtuelle Netzhautanzeige, VNA) könnten die Lösung sein. Intel hat Anfang 2018 eine „Vaunt“ genannte Technologie für Smart Glasses vorgestellt, die mit seitlicher Laserprojektion direkt auf die Iris holographische Bilder erzeugen sollte, diese aber kurz darauf wieder aufgegeben und an North verkauft. Dann hat Google aber den kanadischen Hersteller übernommen und dessen Datenbrillen 2020 kurzerhand eingestampft.
Eine andere Lösung für den Dauereinsatz wäre die direkte Holoportation per 3D-Datenprojektion, der Traum der Filmwelt seit über 70 Jahren. Dafür müsste der Raum aber weitgehend abgedunkelt werden. Das würde es vielen Menschen aber schwer machen, dort zu lesen oder mit anderen an einem Objekt zusammenzuarbeiten.
Datenbrillen wie die HoloLens 2 werden daher auf lange Sicht wohl weiter der bessere Weg in die Welt der Mixed Reality sein. Diese vermischte Realität ist aber auch als Chance zu sehen, um Globalisierung und Fachkräftemangel zu begegnen. Das zu erreichen, ist für viele B2B-Kunden einer der ganz großen Triebfedern für die Einführung der Digitalisierung.
Quelle Titelbild: AdobeStock / weedezign