08.04.2022

Was Smart City angeht, sind die Millionenstädte Hamburg, Köln und München an der Spitze in Deutschland bei E-Government Nürnberg, Bremen und Bonn, wie zwei Studien zeigen. Die anderen müssen nachziehen, denn die Uhr für das Onlinezugangsgesetz tickt und tickt.

Deutschland kann sich insgesamt noch nicht wirklich rühmen, im Smart-City- und E-Government-Ranking vorn zu liegen, aber in manchen Städten sind schon Fortschritte zu verzeichnen. Wie eine c’t-Analyse ergeben hat, sind mit Nürnberg, Bremen und Bonn drei Städte vorn, die nicht unter den Top 10 der deutschen Metropolen zu finden sind.

Online-Zugänge oft noch Fehlanzeige

München, Düsseldorf, Duisburg und Augsburg schneiden im Ranking der 25 größten deutschen Städte des Magazins aber ebenfalls gut ab, Berlin ist da nur im Mittelfeld. Potsdam, Mainz und Magdeburg bescheinigen die Studienmacher, dass da noch kaum etwas online geht. Dabei verlangt das neue Onlinezugangsgesetz (OZG), dass Unternehmen und die Bürger:innen in Deutschland bis Ende 2022 alle Anträge bei Behörden und Ämtern auch über das Internet stellen können. Wie das Heise-Magazin c’t urteilt, sind häufig nachgefragte Leistungen wie Parkausweise und Kfz-Zulassungen noch keineswegs flächendeckend digitalisiert. Führerscheine, Baugenehmigungen und Unterhaltsvorschüsse könne man auch nur in wenigen deutschen Städten online beantragen.

Um auch die Situation auf dem Land zu erfassen, hat c’t darüber hinaus 13 zufällig ausgewählte Städte mit jeweils etwa 30.000 Einwohnern in die Studie einbezogen. Und es zeigte sich, je größer die Kommune, desto mehr Ressourcen für die Digitalisierung stehen zur Verfügung. Essen, immerhin die zehngrößte Stadt (vor Bremen) hat allerdings die Kfz-Neuzulassungen immer noch nicht online gestellt, gelobt aber, dies demnächst zu tun. Für den c’t-Redakteur Christian Wölbert ist klar, dass die Behörden die OZG-Frist so nicht einhalten können.

Nur 15 Prozent des OZG-Pakets komplett abgedeckt

Das Vergleichsportal Verivox hat in Umfragen herausgefunden, dass gerade mal 40 Prozent der Verwaltungsleistungen bei Behörden in Deutschland digitalisiert sind und sich nur etwa 15 Prozent oder 89 von 581 Leistungspaketen komplett online erledigen lassen. Das Bundesinnenministerium hat für den Bund bis Ende Januar 2022 laut t-online eine Quote von 70 Prozent bekanntgegeben. Darin enthalten sind unter anderem Arbeitslosengeld, BAföG, Führerscheine, Kindergeld und Personalausweise.

Gerade mal 40 Prozent der Verwaltungsleistungen bei Behörden sind in Deutschland digitalisiert (Quelle: Pixaby / Krissie).

Auf Länderebene sieht es aber sehr viel schlechter aus, worin sich für den Verivox-Vize Jens-Uwe Theumer der Nachteil der föderalen Struktur zeigt. Geplant sei aber immerhin eine weitgehende Vernetzung der Verwaltungsportale untereinander, etwa im Bereich Ummeldung nach Umzügen.

Die smartesten sind nicht immer die größten Städte

E-Government und Smart City sind zwar nicht dasselbe, hängen aber doch irgendwie zusammen, daher hier noch der Blick auf eine Studie der Unternehmensberatung Haselhorst Associates. Dem zufolge sind die Spitzenreiter bei den Smart Cities die Millionenstädte München, Hamburg und Köln. Die Isarmetropole hat der Hansestadt diesmal mit rund 48 zu 47,7 Prozent beim Digitalisierungs-Scoring den Thron genommen, Köln ist mit 46 Prozent dabei. Aber überraschend ist der Aufstieg einiger „Hidden Champions“ jenseits der zehn größten Städte Deutschlands. Dazu gehören auf Platz 5 Bad Nauheim mit knapp 38 Prozent. Dabei zählt die hessische Kurstadt nur rund 32.000 Einwohner. Darmstadt mit ca. viereinhalb Mal so vielen Einwohnern ist mit 38,6 Prozent nur knapp davor.

Gelsenkirchen gehört mit 36,4 Prozent ebenfalls zu den Aufsteigern, während Wolfsburg um 0,3 Prozent auf 35,2 Prozent leicht abgerutscht ist. Berlin ist unter den Top 10 der smartesten Städte nur auf Platz 7, hat sich aber von 26,9 auf 34,7 Prozent im Vergleich zu 2020 und 2021 deutlich verbessert, noch mehr jedoch Mannheim auf Platz 9, von 22,3 auf 34,6 Prozent. Solingen auf Platz 10 kam ebenfalls auf rund 34,6 Prozent im Digitalisierungs-Scoring, hat aber weniger spektakulär zugelegt.

Die Spitzenreiter bei den Smart Cities sind die Millionenstädte München, Hamburg und Köln (Quelle: Adobe Stock / vegefox.com).

Wie die Unternehmensberatung Haselhorst urteilt, ist der Digitalisierungsgrad deutscher Städte immer noch recht niedrig, nachdem noch nicht mal die Spitzenreiter die 50-Prozentmarke knacken konnten. Der Geschäftsführer Arno Haselhorst sieht große Mängel, was das Erreichen der Klimaziele angeht. „Eine Energiewende ohne eine intelligente und ressourcenschonende Fortentwicklung der Kommunen ist schlichtweg nicht machbar“, so Haselhorst. Dass hier deutliche Veränderungen möglich seien, zeige Sindelfingen. Die baden-württembergische Stadt mit gerade mal 65.000 Einwohnern hat sich von Platz 322 auf 66 deutlich verbessert.

Übrigens: VINCI Energies arbeitet mit dem Digitalisierungsspezialisten Axians und anderen Tochtergesellschaften wie Omexom seit vielen Jahren schon an der Entwicklung von Smart-Government- und Smart-City-Projekten und am Aufbau entsprechender Infrastrukturen. Axians hat zum Beispiel in Singen 2018 an einem sehr viel frequentierten Wertstoffhof eine IoT-Lösung implementiert, die auf dem Smartphone der Besucher:innen anzeigt, wie lange die Schlange ist, damit sie ihre Fahrt dorthin entsprechend planen können.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / cofficevit 

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