09.01.2023

Weniger Kapital von ihren Geldgebern, die Zahl der Neugründungen geht zurück – die Meldungen über die Start-Up-Szene in Deutschland lassen aufhorchen. Bedeutet das das Ende des Start-Up-Booms oder kann die Branche sogar von der Krise profitieren?

Die Start-Up-Szene, die auch in Deutschland seit Jahren von Erfolgsmeldung zu Erfolgsmeldung eilen konnte, gerät in diesem Jahr unter gehörigen Druck. Gab es im zweiten Quartal 2021 noch 7,8 Milliarden Euro an Investitionen in neugegründete Unternehmen, waren es im selben Zeitraum 2022 gerade noch 2,9 Milliarden Euro. Die finanzstarken Kapitalgeber geben sich zurückhaltender, aktuelle Krisen und Herausforderungen treffen auch sie und sorgen für geringere Investitionen in die Start-Up-Branche. Ist der Boom also vorbei?

Investitionen gehen zurück, genügend Kapital ist aber vorhanden

Gerade hierzulande waren die Zukunftsaussichten der Start-Ups eigentlich positiv, einzig der Fachkräftemangel sorgte für einiges Kopfzerbrechen und hinderte die Szene an noch mehr Wachstum, wie Digital Chiefs berichtete. Jetzt drehen zusätzlich ihre Investoren am Geldhahn, auch im dritten Quartal 2022 fielen die Finanzierungsrunden deutlich magerer aus als noch im Jahr zuvor. Allerdings hat das auch damit zu tun, dass das Jahr 2021 ein Rekordjahr für die Start-Up-Branche darstellte. Noch nie gab es so hohe Investitionen, die Entwicklung in diesem Jahr ist also auch mit natürlichen Nachholeffekten zu begründen. Insgesamt befindet sich überdies nach wie vor genügend Kapital auf dem Markt, um Weiterbetrieb, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Start-Ups sicherzustellen.

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Nach einem erfolgreichen Jahr 2021 merkst die Startup-Branche den anhaltenden Fachkräftemangel und weniger Kapital der Investoren merklich. (Pexels/Eva Bronzini).

Weniger Neugründungen – aber nicht in allen Bereichen

Das veränderte Marktumfeld sorgt nicht nur für weniger Geld, auch die Zahl der Neugründungen ging im Jahr 2022 zurück. Besonders im Tech-Bereich wurden weniger Unternehmen gegründet, zwölf Prozent im ersten, 15 Prozent im zweiten und sogar 30 Prozent im dritten Quartal 2022. Allerdings gab es im Deeptech-Bereich bis zum dritten Quartal 2022 mit 209 Unternehmen bereits mehr neue Gründungen als im gesamten Jahr 2021 mit 207. Der Abwärtstrend gilt also keineswegs für alle Bereiche gleichermaßen. Gleichzeitig bieten die neuen politischen Impulse etwa in Richtung Energiewende, die die aktuelle Energiekrise und der Gasmangel erzwungen haben, zusätzlich neue Potentiale für Start-Up-Gründungen.

Fazit

Investitionen und Neugründungen gehen also zurück, von einem Ende des Booms oder gar einer Krise der Start-Up-Szene in Deutschland kann aber keine Rede sein. Ideen für neue Projekte und Mut für weiteres Wachstum bei den Gründer:innen sind auch nach wie vor vorhanden. Allerdings legen Investoren angesichts der angespannten Weltlage deutlich mehr Wert auf die Profitabilität der Unternehmen, in die sie ihr Geld stecken. Anders als in der Vergangenheit geht es also nicht mehr darum, um jeden Preis zu wachsen und erst in einigen Jahren tatsächlich auch Geld mit dem eigenen Geschäftsmodell zu verdienen. Diese Entwicklung kann der gesamten Szene helfen, rentabler und resilienter zu werden. Denn die aktuellen Herausforderungen werden voraussichtlich auch im nächsten Jahr anhalten. Start-Ups müssen sich darauf einstellen, für die nächsten Monate vorausplanen und ihre Strukturen und Prozesse anpassen, um auch ohne frisches Kapital auszukommen.

Quelle Titelbild: Pexels / KindelMedia

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