13.10.2021

Das Internet leistet einen unverzichtbaren Beitrag, unsere Klimaziele zu erreichen, denn die „Ökobilanz der Digitalisierung“ ist eindeutig positiv. Besonders in den Städten ist das CO2-Einsparpotenzial durch die digitale Transformation riesig, zeigt die Smart-City-Studie von eco und Arthur D. Little.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille. Die positiven Effekte der Digitalisierung wurden vor allem in der Corona-Krise deutlich: Durch Homeoffice und den daraus resultierenden erhöhten Anteil der Telearbeit sanken die CO2 Emissionen 2020 erheblich. Der Effekt ist voraussichtlich nachhaltig, bei nur einem Homeoffice-Tag pro Woche lässt sich allein in Deutschland jährlich rund 1,6 Millionen Tonnen CO2 einsparen, zeigt eine Greenpeace Studie. Die Universität Freiburg hat nachgewiesen: Im Vergleich zur Geschäftsreise, beispielsweise im Rahmen einer Konferenz, spart jede Videokonferenz 99 Prozent CO2 ein. Auch in den Bereichen Produktion, Logistik und Mobilität können wir mithilfe digitaler Lösungen an Effizienz gewinnen.

Besonders das Konzept der Smart City hat sich in den letzten Jahren zu einem Treiber der Automatisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenlebens entwickelt. In der Studie „Der Smart-City-Markt in Deutschland, 2021-2025“ haben der eco Verband und Arthur D. Little, unterstützt vom Vodafone Institut, gezeigt: Digitale Technologien und Anwendungen leisten einen unverzichtbaren Beitrag, das deutsche Klimaziel von 55 Prozent CO2-Reduktion bis 2030 zu erreichen. Verbesserte Verkehrsflüsse sparen bis 2030 bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen im städtischen Pkw-Verkehr. Gigabitnetze können im Vergleich zum Transportweg Kupferkabel bis zu 50 Prozent des Energiebedarfs einsparen. Der zunehmende Nachhaltigkeits-Trend in der Smart City fördert zudem das Wachstum in zahlreichen Branchen mit neuen Geschäftsmodellen und Investitionen.

Die Digitalisierung senkt in immer mehr Anwendungsfeldern CO2-Emissionen

Smart Lighting
Mit Smart-Lighting-Systemen können Städte und Kommunen deutlich mehr Strom einsparen. Quelle: AdobeStock / Artem.

In den Städten entstehen zurzeit digitale Ökosysteme, die den nachhaltigen Fortschritt fördern. Grundlage sind umfassend konzipierte Smart-City-Plattformen, die Synergien zwischen den Segmenten heben und so ganzheitliche Nachhaltigkeits-potenziale erschließen. Smart Lighting sei hier als Beispiel für die Vorteile des vernetzten Denkens genannt.

Viele Städte und Kommunen ersetzen ihre Straßenbeleuchtung durch moderne LED-Technologien, die bis zu 70 Prozent weniger Strom verbrauchen. Der große Nachhaltigkeitseffekt zeigt sich allerdings erst, wenn man die Straßenlaternen intelligent vernetzt, mit Sensoren ausstattet und zusätzlich die damit entstehende Infrastruktur für Smart-Parking-Systeme verwendet. In diesem Fall wird die Brenndauer um weitere 50 Prozent reduziert.

In insgesamt neun Segmenten untersucht die Smart-City-Studie das Einsparpotenzial von CO2, beschreibt Nachhaltigkeits-Innovationen und entsprechende Geschäftsmodelle. Bis 2026 erwarten die Autoren besonders große Nachhaltigkeits-Effekte bei der Internetwirtschaft, Gebäudeautomatisierung, Transport & Logistik (Mobilität), Energieversorgung, im Gesundheitswesen sowie bei Einzelhandel & Gastgewerbe.

Smarte Gebäude sparen etwa 275 Millionen Tonnen CO2 bis 2026 ein. Sharing-Konzepte und die Verbesserung von Verkehrsflüssen, unter anderem durch Smart Parking, können bis 2030 die CO2-Emissionen im städtischen Pkw-Verkehr bis zu 50 Prozent senken. Bürger:innen sparen bis zu 34 Milliarden Euro Kosten allein für die Parkplatz-Suche. Car-Sharing-Angebote haben einen direkten Nachhaltigkeitseffekte von rund 0,52 Millionen Tonnen CO2 bis 2026.

Digitale Infrastrukturen sind Teil der Lösungen für die größten Herausforderungen unserer Zeit

Natürlich braucht Digitalisierung Energie. Sinnhaft eingesetzt wird Digitalisierung jedoch den CO2-Footprint unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handelns mittelfristig deutlich reduzieren. Digitale Infrastrukturen sind also Teil der Lösung und tragen nicht nur im ökologischen Sinne zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN bei. Diese nachhaltige, digitale Zukunft gestaltet die Internetwirtschaft schon heute und will gleichzeitig noch besser werden.

Einen zentralen Baustein für die nachhaltige und klimafreundliche Smart City bilden Rechenzentren. Indem sie enorme Datenmengen speichern und verarbeiten, sind sie Wachstumsmotor und Innovationstreiber auch für andere Industrien. Insbesondere in den vergangenen Monaten haben Rechenzentren sowohl unser Wirtschafts- als auch unser Sozialleben in Gang gehalten. Rechenzentren hierzulande zählen im weltweiten Vergleich zu den energieeffizientesten. Ihr Energieverbrauch ist in den vergangenen zehn Jahren pro Recheneinheit um 90 Prozent gesunken. Bereits seit fünf Jahren sind die CO2 Emissionen europäischer Datencenter rückläufig. Eine politische Förderung der Nutzung der in Rechenzentren entstehenden Abwärme und deren smarte Einbindung in Stadtplanung und kommunale Wärmeversorgungskonzepte könnte die Energiebilanz von Rechenzentren und Städten weiter verbessern.

Rechenzentren sind zentraler Baustein für Smart City
Rechenzetren bilden einen zentralen Baustein für nachhaltige und klimafreundliche Smart Cities. Quelle: AdobeStock / Yanawut Suntornkij.

Allianz für nachhaltige digitale Infrastrukturen

Daher beschäftigen wir uns unter dem Dach der von eco gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen intensiv mit diesen relevanten Facetten der Digitalisierung und mit Themen wie etwa Abwärmenutzung von Rechenzentren. Allein in Frankfurt am Main, Sitz des DE-CIX und somit des weltweit größten Internetaustauschknotens, könnten bis 2030 durch Nutzung der Abwärme von Rechenzentren nahezu alle Wohnungen und Büroräume der Stadt CO2-neutral beheizt werden. Egal ob Hyperscaler, Colocation, Cloud-Infrastrukturanbieter oder Edge Computing – Nachhaltigkeit wird von uns immer ganzheitlich betrachtet. Denn ein modernes und leistungsstarkes Ökosystem digitaler Infrastrukturen ist zwingend notwendig für eine nachhaltige Digitalisierung.

Eine wesentliche Stellschraube bleibt auch hier der Breitbandausbau. Allein die Umstellung des Datenverkehrs auf Gigabit-Netze kann im Vergleich zum Transportweg Kupferkabel bis zu 50 Prozent des Energiebedarfs einsparen. Auch die immer beliebteren mobilen Internetanwendungen haben enorme Einsparpotenziale durch die Nutzung von 5G – im Vergleich zu 3G reden wir hier laut einer aktuellen Studie des Forschungsprojekts „Green Cloud Computing“ von bis zu 80 Prozent Energieeinsparung.

Last but not least: Auch digitale Bildung ist ein wesentlicher Nachhaltigkeitsfaktor und muss endlich in allen Schulen und Schulformen fester Bestandteil des Unterrichts werden. Genauso wie Informatiker:innen im Rahmen ihrer Ausbildung lernen müssen, durch Green Coding energieeffiziente Algorithmen zu programmieren, um den Energieverbrauch von Rechenzentren weiter zu senken. Zusammenfassend zeigt sich, das Nachhaltigkeits-Potenzial der Digitalisierung in den Städten ist gewaltig. Wenn es uns gemeinsam gelingt, dieses Potenzial zu heben, dann verbessert das unsere Lebensqualität und leistet einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz.

➡️ Download Studie „Der Smart-City-Markt in Deutschland, 2021-2026“

Quelle Titelbild: Adobe Stock / elenabsl

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