IBMs Mayflower-Jubiläum – Captain KI an Bord

Die Original-Mayflower, mit der 1620 die ersten Pilgerväter von England nach Nordamerika übersetzten, hatte 66 Tage gebraucht. Zum 400-jährigen Jubiläum hat IBM mit dem als Pilotprojekt angelegten KI-gesteuerten unbemannten Trimaran “Mayflower 400“ dieselbe Strecke in 40 Tagen absolviert, im Gepäck viele spannende Forschungsergebnisse über die Weltmeere.

Viele der US-Bürger und vor allem in Neuengland berufen sich gerne darauf, Nachfahren der „Pilgerväter“ zu sein, die am 16. September 1620 mit der Mayflower vom südenglischen Plymouth aufbrachen und am 21. November am Cape Cod nahe Plymouth im US-Bundesstaat Massachusetts an Land gingen.

Die Überfahrt für die 102 Passagiere und 31 Mann Besatzung auf dem nur 28 m langen Zweimaster durch heftige Herbststürme ist noch heute von wichtiger Bedeutung im Geschichtsunterricht, mehrheitlich für amerikanische und britische Kinder.

IBm Autonomer Trimaran Mayflower
Quelle Bild: IBM

Praktischer Zwischenstopp in Neuschottland

Und zum 400. Jubiläum hat IBM 2020 zusammen mit ProMare, einem österreichischen Verein zur Förderung der Meeresforschung, und anderen beteiligten Unternehmen ebenfalls im September einen KI-gesteuerten unbemannten Trimaran von Plymouth UK über den Atlantik losgeschickt. Die 15 m lange Mayflower 400 oder Mayflower Autonomous Ship 400 (MAS400), wie das hochmoderne Forschungsschiff sich nennt, musste aber wegen eines vergleichsweise kleinen Problems mit dem Dieselantrieb bald wieder in den englischen Hafen einlaufen. Dabei handelt es sich bei der Mayflower 400 eigentlich um ein Solarschiff und sollte das Dieselaggregat nur einspringen, wenn wie in der Nacht oder bei schlechtem Wetter keine Sonne scheint.

Ziel war 2020 ursprünglich Washington D.C. Im zweiten Anlauf sollte es im Sommer 2022 auch „nur“ zum nordkanadischen Halifax in Nova Scotia (Neuschottland) reichen, wo Mitte Juni praktischerweise gerade eine H2O genannte Konferenz über Meerestechnik stattfand und eines der Themen eben solche Maritime Autonomous Surface Ships wie die MAS400 sein sollte.

Ziele und Zweck der MAS400-Mission

Für die Überfahrt über den Atlantik auf einer Strecke von 3.349 Meilen oder 5.600 km brauchte das solargetriebene, spacige Wassermobil 40 Tage statt der 66 der Original-Mayflower. Die MAS400 hat so gar nichts von einem Segelschiff und erinnert eher an einen James-Bond-Wassergefährt mit Aussichtspunkt für Rettungsschwimmer,  wie es so mit bis zu 10 Knoten (20 km/h) durch die Fluten gleitet. An Bord befanden sich sechs AI- oder KI-Kameras, über 30 Sensoren und 15 Edge-Geräte für die Adhoc-Datenanalyse. Zuvor musste der Bordcomputer anhand von Tausenden von Fotos erstmal lernen, selbständig Hindernisse zu erkennen und zu umfahren, auf See selbst wurde es darauf trainiert, Zusammenstöße zu vermeiden. Dieses Selbstlernen ist ein ganz wichtiger Teil der MAS400-Mission.

Wie die ProMare-Präsidentin Ayse Ataux-Phaneuf auf der H2O-Konferenz in Halifax erklärte, sollte der Trimaran von dem Zwischenziel aus Ende des Monats nach Beheben einiger Mängel an einer der vier Batterien etwa wieder in See stechen. Die Auswertung der Daten würde noch etwas dauern, die vorläufige Bewertung derselben sollte aber dazu dienen, die Instrumente an Bord neu zu kalibrieren und so eine sichere Überfahrt nach Plymouth MA sichern.

Roboboote wie diese sind auch geeignet, den Meeresboden an gefährlichen Stellen auf Schiffwracks und andere Dinge wie etwa die in Frank Schätzings „Der Schwarm“ thematisierte Methaneisvorkommen zu untersuchen. „AI Captain“ oder Kapitän KI kann schließlich anders als Menschen auch nicht seekrank werden. Ein Ziel der Mission war es auch, die erhöhten Sturmaktivitäten durch den Klimawandel zu erforschen, wie Digital Chiefs im Oktober 2020 berichtete.

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Best Practice Container 42 von Axians, Cisco und IBM

In dem Beitrag wurde auch darauf hingewiesen, dass Axians in Kooperation mit IBM und Cisco 2018 für den Rotterdamer Hafen eine intelligente Lösung für die digitale Transformation der Fracht-Schifffahrt vorgestellt hat. Das Projekt „Container 42“ ist eine innovative Plattform, die über an Containern ausgestattete IoT-Sensoren und Kommunikationstechnik auf einer zweijährigen Reise unter anderem Vibrationen, Luftverschmutzung, Feuchtigkeit und Temperaturen messen sollte. Außerdem war auf den Containern auch Solarmodule installiert und galt es zu ermitteln, wie sich dadurch beim Transport von Gütern Energie erzeugen lässt. Der Hafen von Rotterdam, der mit Abstand größte europäische Containerumschlagsplatz, wollte dadurch seine Dienstleistungen verbessern und den Transport von Gütern beschleunigen.

Quelle Titelbild:  IBM Pressroom

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