19.12.2024

5G hatte einen schlechten Start in Deutschland, die Erwartungen wurden vielfach enttäuscht. Für den Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland bietet 6G neue Chancen. Kann der Mobilfunkstandard der Zukunft diese erfüllen?

Um das vorauszuschicken: Die 5G-Abdeckung in Deutschland ist laut Statista mit 92,5 Prozent in der Fläche und 98,5 Prozent in den Haushalten zwar weit besser als im EU-Durchschnitt, von den 2018 für 2024 versprochenen 100 Prozent aber immer noch ein Stück entfernt. Und gefühlt gibt es auch immer noch große Funklöcher.

Die hohen Erwartungen an den Mobilfunkstandard wurden damit in Deutschland bisher enttäuscht. Tatsächlich war der Start unter anderem wegen der teuren Lizenzvergabe eher holprig. Die Bundesnetzagentur hatte zudem versäumt, den fünf Bietern ein nationales Roaming, den Aufbau einer gemeinsamen 5G-Infrastruktur zur Auflage zu machen, die der neue Mobilfunkstandard aufgrund der notwendigen höheren Antennendichte erforderte. Trotz politischen Drucks und den Versprechen, auch ländliche Flächen nicht zu vergessen, haben die Betreiber vorerst den Ausbau in den lukrativen Ballungsräumen vorangetrieben.

Person hält Handy mit Wlan Symbol in der Hand
Der 5G-Ausbau in Deutschland blieb hinter den Erwartungen zurück, da ländliche Gebiete vernachlässigt und teure Lizenzvergaben den Start erschwerten. Bildquelle: Adobe Stock/ fumoto-lab

6G kann und muss wirtschaftlich mehr bieten

5G ist also noch nicht vollends etabliert, da erscheint bereits ein neuer Hoffnungsträger für den Digitalstandort Deutschland am Horizont: 6G. Der neue Mobilfunkstandard ist aktuell noch nicht über die Testphase im Labor hinaus, dennoch setzen einige Experten auf 6G, um Deutschland digital voranzubringen und seine Position als Innovationsführer im globalen TK-Markt zu sichern.

Die Entwicklung von 6G läuft dabei international auf Hochtouren. Der Standard verspricht neben mehr Geschwindigkeit und Effizienz auch das von der Industrie geforderte Erschließen neuer Anwendungsfelder. „Für den deutschen Markt könnte 6G einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten – wenn Politik, Wirtschaft und Technologie gemeinsam frühzeitig die richtigen Weichen stellen“, heißt es in einem Beitrag auf IT-Business.

Anwendungen wie immersive Kommunikationslösungen (über AR oder VR) treiben die 6G-Forschung und -Entwicklung rund um den Globus voran. Bis 2029 sollen Regulierungsbehörden voraussichtlich die nötigen Frequenzen zuweisen.

Frequenzen für neue Dienste ausreizen

Ziel der Entwicklung ist es, die Frequenzbereiche wie cm-Wellen und Sub-Terahertz (THz) für 6G zu erschließen. Internationale Gremien wie 3GPP und ITU-R arbeiteten bereits an der Standardisierung. Wenn es gelingt, dass der Rollout anders als bei der 5G-Frequenzvergabe reibungslos über die Bühne geht, hätte Deutschland eine Chance, zum Vorreiter der Entwicklung zu werden. Um nicht wie bei 5G in dieselbe Kostenfalle zu geraten, müssten die Netzbetreiber frühzeitig dafür Sorge tragen, die Investitionen und voraussichtlichen Erlöse auszubalancieren, wie es in dem IT-Business Beitrag weiter heißt.

Münzenstapel mit Pflanzen
6G als Chance für grüne Technologien: Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit im Fokus. Bildquelle: Adobe Stock/Cavad

Aufgrund der geringen Margen im B2C-Sektor werde es auch darauf ankommen, neue Einnahmequellen zu erschließen, margenträchtige Bereiche wie Logistik, Industrie und Telemedizin etwa. Dazu sind flexible, softwaregesteuerte und automatisierte Lösungen gefragt, die es ermöglichen vertikale Märkte spezifisch zu adressieren. Eine andere Herausforderung wird es sein, in puncto Energieverbrauch den Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen sowie den damit verbundenen ESG-Kriterien entgegenzukommen.

6G soll in Verbindung mit Nicht-terrestrischen Netzwerken (NTN) schließlich auch eine großflächigere Mobilfunkabdeckung versprechen und dazu beitragen, die noch vielfach bestehenden weißen Flecken zu beseitigen, was etwa Voraussetzung für vollautonomes Fahren in Deutschland ist. Als weiteres großes Plus dürfte sich erweisen, dass 6G mit der integrierten Erfassung und Kommunikation (Integrated Sensing and Communications, kurz ISAC) auch in Innenräume vordringen kann, wo heutige GPS-basierte Systeme oft an ihre Grenzen stoßen.

Quelle Titelbild: Adobe Stock/ MAY

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