01.02.2024

55 Prozent der Unternehmen, die künstliche Intelligenz (KI oder AI) in der einen oder anderen Form bereits eingeführt haben, setzen mittlerweile schon auf eine AI-First-Strategie. Ein stark wachsender Bereich sind laut US-Marktforscher Gartner KI-generierte Marketinginhalte.

Wie ChatGPT zeigt, schreitet die Entwicklung künstlicher Intelligenz immer weiter voran. Manche betrachten das mit Sorge, andere sehen darin aber auch eine Chance. Denn wie einst die Industrialisierung und Automatisierung könnte die disruptive Technologie neue Jobs schaffen und, richtig gesteuert, gleichzeitig ermöglichen, dass die Menschen mit weniger Arbeit ihr Auskommen finden.

Unternehmen sind hier oft schon weiter als ihre Belegschaft, auch wenn für sie laut einer Gartner-Umfrage Risikofaktoren bei der Evaluierung neuer KI-Einsatzbereiche immer noch eine wichtige Rolle spielen.

Der Ende 2022 durchgeführten Umfrage mit 622 Befragten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA zufolge fahren 55 Prozent der Unternehmen, die KI bereits einsetzen, schon eine AI- oder KI-First-Strategie, was laut Gartner für eine hohe KI-Reife spricht, 52 Prozent von ihnen sind dabei aber durchaus risikobewusst.

KI-reife Unternehmen sind vielfach weiter

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KI-reife Unternehmen sind solche, die KI-Anwendungsfälle seit mehr als drei Jahren proaktiv nutzen (Quelle: Adobe stock / Gorodenkoff).

KI-reife Unternehmen sind für das amerikanische Marktforschungsinstitut solche, die über alle Geschäftsbereiche und Prozesse hinweg bereits mindestens KI-Anwendungsfälle aufweisen können und diese seit mehr als drei Jahren proaktiv nutzen.

Gartner-Vizepräsident Erick Brethenoux meint dazu, dass eine KI-First-Strategie „Kennzeichen für die Reife von künstlicher Intelligenz und ein Treiber für einen höheren Return on Investment“ ist. KI-First sei ihm zufolge zwar nicht gleichzusetzen mit KI-Only, aber Unternehmen, die diese Strategie fahren, sind eher bereit, AI für jeden möglichen Anwendungsfall in Betracht zu ziehen. Im Schnitt haben alle befragten Unternehmen bereits 41 KI-Anwendungsfälle implementiert, das Gros davon in der Produktion. Je größer die Unternehmen, desto mehr Anwendungsfälle, wobei globale Konzerne im Schnitt von 51 Produktions-Anwendungsfällen in den zurückliegenden 4,3 Jahren sprachen.

Ausblick auf die nahe Zukunft aus der Glaskugel heraus

Im Rahmen der Umfrage und der sich daraus ergebenden Studie hat Gartner auch einen Blick in die Glaskugel geworfen, wie die Entwicklung generativer KI in den kommenden Jahren aussehen wird:

Demnach…

● wird die EU bis 2025 eine Richtlinie verabschieden, die ein digitales „Wasserzeichen“ für KI-generierte Inhalte und Produkte vorschreibt,

● der Anteil generativer KI bei allen produzierten Daten von weniger als 1 auf 10 Prozent steigen,

● werden bis 2025 bei 50 Prozent aller Projekte zur Arzneimittelentwicklung generative KI zum Einsatz kommen,

● wird bis 2025 der Anteil der Unternehmen, die eine KI-gestützte Entwicklungs- und Teststrategie implementiert haben, von 5 auf 30 Prozent steigen,

● werden bis 2025 rund 30 Prozent der Marketinginhalte – noch mit menschlicher Unterstützung – durch generative KI erstellt werden, eine starke Steigerung gegenüber 2 Prozent im Jahr 2022,

● wird den Design-Aufwand für die automatisierte Erstellung von Websites und mobilen Apps zu 60 Prozent generative KI übernehmen,

● werden bis 2026 mehr als 100 Millionen Menschen Seite an Seite mit Robo-Kollegen oder synthetisch virtuellen Kollegen arbeiten,

● wird bis 2027 der erste Blockbuster-Film in die Kinos kommen, der zu 90 Prozent von KI generiert wurde.

Unsicherheit über Ethik und Konformität immer noch groß

Eine wichtige Botschaft der Gartner-Studie ist, dass KI-reife Unternehmen sich mit 3,8-facher Wahrscheinlichkeit Rechtsbeistand an Bord holen. Für Brethenoux ist das ein Zeichen, dass eine „Unsicherheit über die Ethik und Rechtmäßigkeit verschiedener KI-Anwendungen besteht, sowie Angst vorherrscht, gegen Datenschutzbestimmungen zu verstoßen“. Es zeige aber auch, dass die erfahreneren Unternehmen sich nicht sagen lassen wollten, dass sie Grenzen überschreiten würden.

Was die Rentabilität angeht, stützen sich KI-reifere Unternehmen mit 41 zu 24 Prozent mehr auf Geschäftskennzahlen, die den Kundenerfolg im Blick haben, und nennen 47 Prozent (gegenüber 34 Prozent) von ihnen Kundenservice als einen der drei für sie wichtigsten Geschäftsfunktionen, die von KI profitieren. Brethenoux kommentiert das mit den Worten, dass Unternehmen nicht nur durch Kostensenkungen gedeihen, auch wenn viele Führungskräfte bei KI sich überwiegend auf Optimierung und Produktivität konzentrieren.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / Romana

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