Nachlese zum Digitalgipfel 2024
Redaktion Digital Chiefs
Ende Oktober fand in Frankfurt am Main der Digitalgipfel 2024 der Bundesregierung statt. Die übte ...
Zum BeitragZeitgeschaltete oder per Induktionsspule gesteuerte Ampelanlagen gehören bald der Vergangenheit an. Denn Künstliche Intelligenz hat mittlerweile auch den Verkehr erreicht. KI-gestützte Verkehrsleitsysteme sind die Zukunft – und mancherorts bereits Realität.
Künstliche Intelligenz verändert unser Leben und unseren Alltag in allen Bereichen. Denn die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, von der Fertigungsindustrie über die Kreativbranche bis in den privaten Bereich mit KI-optimierten Smart-Home-Systemen oder Videospielen. Im Verkehrssektor verfolgen viele Projekte das Ziel, mittels KI Automobile autonom steuern zu können und erzielen hier enorme Fortschritte. Doch auch bei der Verkehrssteuerung kommt vermehrt KI zum Einsatz. Jetzt gibt es etwa die erste KI-gesteuerte Ampelanlage in Deutschland.
Diese wurde im nordrhein-westfälischen Hamm an einer verkehrsreichen Kreuzung installiert und regelt den Verkehrs mittels sieben Kameras. Diese zeichnen das Aufkommen von PKWs, Fahrrädern und Fußgängern auf der Kreuzung sowie im Umkreis von 70 Metern auf, eine KI analysiert die Bilder, erkennt sowohl die Geschwindigkeit als auch Richtung der Verkehrsteilnehmenden und schaltet die Ampeln entsprechend. Dadurch entfällt etwa das lästige Drücken eines Schalters an der Ampel für Fahrradfahrer:innen und Fußgänger:innen.
Das KI-gestützte System reagiert dabei schnell auf veränderte Situationen, priorisiert je nach Bedarf bestimmte Abschnitte der Kreuzung und verlängert etwa Grünphasen für große Fußgänger-Gruppen oder für Automobile zu Stoßzeiten. Das ermöglicht einen deutlich flüssigeren Verkehr, als es mit automatischer Ampelschaltung möglich ist.
Die Technik und den Algorithmus liefert ein Münchner Unternehmen. Das Thema Datenschutz hat dabei oberste Priorität, die erfassten Daten in Form von Bildern und Metadaten werden nicht gespeichert und dienen rein der Analyse des Verkehrs.
Auch in anderen Städten laufen Pilotprojekte, bei denen der Verkehr mittels KI gelenkt wird. In München gibt es mittlerweile Systeme, bei denen Autos und Ampeln miteinander kommunizieren und entsprechend geschaltet werden. In London sind Fußgängerampeln teilweise bereits standardisiert auf Grün geschaltet und wechseln nur auf Rot, wenn sich ein Auto nähert. Auch das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) forscht an einem System, welches mittels Machine Learning die Wartezeit an Ampeln um 10 bis 15 Prozent reduzieren soll. Auch hier kommen Kameras zum Einsatz, unterstützt durch Radartechnik, um der KI eine möglichst große Datenbasis zu liefern.
Das System soll langfristig mehrere Ampelanlagen miteinander vernetzten, um ein bestmögliches Ergebnis und flüssigen Verkehr zu erzielen. Um auch Fußgänger:innen bei jedem Wetter oder bei Dunkelheit in die Analyse der Verkehrssituation einbeziehen zu können, setzen die Forschenden auf Lasertechnik. Dabei entfällt zudem das Problem mit dem Datenschutz, da keine Bilder, sondern lediglich „Punktewolken“ erzeugt werden, die keine Identifikation der Personen erlauben. Zwar sind diese Systeme teurer, bieten aber deutliche Vorteile gegenüber Kameras. Und sobald die Pilotprojekte erste Erfolge zeigen und mehr Städte KI-gestützte Ampelanlagen einsetzen, sinken auch die Preise.
Quelle Titelbild: Adobe / candy1812