02.06.2025

Das Technologiezentrum auf der Schweizer Seite von Laufenburg am Rhein soll nach Plänen dort ansässiger Unternehmen künftig den weltgrößten Batteriespeicher beherbergen. Die innovative Speicher-Technologie ist dabei sicherer als herkömmliche Anlagen und überzeugt auch in Sachen Nachhaltigkeit.

Laufenburg am Hochrhein hat eine deutsche und eine Schweizer Seite. In Laufenburg AG (Aargau) südlich des Flusses fand Anfang Mai 2025 der Spatenstich für die Erweiterung eines kurz TZL genannten dortigen Technologiezentrums statt. Hier sollen unter anderem ein KI-Rechenzentrum sowie der weltgrößte Redox-Flow- oder Flussbatterie-Speicher Platz finden – und auch ein Windkanal für Forschung und Entwicklung im Bereich Sport.

Ausreichend Puffer für den Stromhandel

Die Hauptaufgabe des Batteriespeichers mit einer anvisierten Kapazität von 1,6 Gigawattstunden und einer Leistung von 800 Megawatt soll sein, Strom für den Stromhandel aufzunehmen, wenn dieser an der Börse billig verfügbar ist, und wieder abzugeben, wenn der Preis steigt. Das soll auch der Netzstabilisierung, der Spannungssicherheit und der Blindleistungskompensation dienen, wie die beiden Projektpartner bekanntgaben. Diese sind das Aargauer Bauunternehmen Erne Gruppe und das in Laufenburg AG ansässige Technologieunternehmen Flexbase Group, wie Heise online berichtet.

Batteriespeicher
Der geplante Großspeicher soll Strom effizient zwischenlagern und so zur Netzstabilität und zum intelligenten Stromhandel beitragen. Bildquelle: Adobe Stock/VITALII

Batterie- und Pumpspeicherwerke werden zunehmend gebraucht, um die volatil, aber mitunter im Überfluss vorhandenen regenerativen Energien aus Wind, Sonne und Wasser nutzen zu können. Viel davon versickert immer noch buchstäblich im Boden, weil es an Möglichkeiten fehlt, die Wind- und Sonnenenergie im ausreichendem Maße zu speichern und bar zu weniger Leitungen von Nord nach Süd zu führen.

Der bisher größte Redox-Flow-Batteriespeicher steht in China, bietet aber nur eine Speicherkapazität von 400 Megawattstunden und eine Leistung von 100 Megawatt, sprich ein Achtel der in Laufenburg geplanten Leistung. Der Vorteil solcher Flüssigbatterien ist ihre höhere Sicherheit gegenüber anderer Technologien wie Lithium-Ionen.

75 Prozent Wasser, 25 Prozent Vanadium

Batteriespeicher
960 Tanks mit Vanadium-Elektrolyt sollen künftig enorme Energiemengen speichern – sicher, nachhaltig und platzintensiv. Bildquelle: Adobe Stock/MutshI

Der geplante Batteriespeicher soll zu 75 Prozent aus Wasser als Speicher und 25 Prozent aus Vanadium als metallisches Elektrolyt bestehen. Wie ein Firmensprecher von Flexbase sagte, werde man die anvisierten Leistungs- und Kapazitätswerte „mit Sicherheit erfüllen, wenn nicht sogar etwas übererfüllen“.

Für die geplante Kapazität sind laut Flexbase 960 Tanks mit jeweils drei Metern Durchmessern und vielen Millionen Litern Elektrolytflüssigkeit nötig. Um so viele Tanks unterzubringen, muss das Gebäude entsprechend groß sein.

Dieses soll bei Fertigstellung 180 Meter lang und 78 Meter breit und in der ersten Phase 20 Meter, in der zweiten Phase 30 Meter hoch sein und 25 Meter in die Tiefe reichen. Auf dem Gelände des TZL befindet sich heute schon eine Art Stromdrehscheibe für Mitteleuropa, bestehend aus dem Umspannwerk Laufenburg, liebevoll „Stern von Laufenburg“ genannt, sowie das bereits 1958 zusammengeschaltete erste europäische Verbundnetz der Schweiz und der beiden Anrainerstaaten Deutschland und Frankreich.

 

Auch in puncto Nachhaltigkeit überzeugend

Der Batteriespeicher soll auch als Notstromversorgung für besonders stromhungrige Anwendungen in dem dort geplanten Rechenzentrum dienen. Die Kühlung soll nachhaltig mit Wasser erfolgen, die Abwärme in ein Fernwärmenetz eingespeist werden.

Dadurch ließen sich in den kommenden 30 Jahren rund 75.000 Tonnen CO2 einsparen, wie Flexbase erwartet. Außerdem werde das TZL auch mehrere hundert neue Arbeits- und Ausbildungsplätze für Fachkräfte bieten. Die Finanzierung des Milliardenprojekts sollen Privatinvestoren und „namhafte Familienbetriebe aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein“ übernehmen. Hinzu kämen Universitäten und Firmen aus dem Technikbereich. Das Technologiezentrum soll im Sommer 2028 seinen Betrieb aufnehmen und bis Ende 2027 fertiggestellt sein.

 

Quelle Titelbild: Adobe Stock / wpw

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