14.01.2025

Wo steht Deutschland in Sachen Glasfaserausbau aktuell? Diese Frage ist für unsere zunehmend digitalisierte Wirtschaft und Gesellschaft von hoher Relevanz. Der Glasfaserausbau schreitet dabei voran. Das Ziel, bis 2030 eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, ist allerdings aktuell gefährdet. Das hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Diese sowie mögliche Lösungen, die sowohl national wie international bereits zum Einsatz kommen, beleuchtet Henry Frey, Managing Director TI VED von Axians Deutschland, in seinem Beitrag.

Ein leistungsfähiges Glasfasernetz bildet das Rückgrat moderner Kommunikationsinfrastrukturen und ist essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung das Ziel eines flächendeckenden Glasfaserausbaus bis 2030 formuliert. Einige Etappenziele wurden hier bereits erreicht.

FTTH (Fiber to the Home):
Bei FTTH wird die Glasfaserleitung direkt bis in die Wohnung oder das Haus verlegt. Dies ist die leistungsstärkste Variante, da sie Kupferkabel vollständig vermeidet und maximale Übertragungsgeschwindigkeiten erreicht werden.

FTTB (Fiber to the Building):
Die Glasfaserleitung wird bis zum Gebäude, etwa in den Keller eines Mehrparteienhauses, verlegt. Die Weiterleitung der Daten innerhalb des Gebäudes erfolgt über Kupferleitungen, was zu geringfügigen Leistungseinbußen führt.

FTTC (Fiber to the Curb):
Bei FTTC reicht die Glasfaserleitung nur bis zum Verteilerkasten am Straßenrand. Der verbleibende Weg zum Haushalt wird über Kupferleitungen zurückgelegt, was die Geschwindigkeit und Stabilität der Verbindung reduziert.

Homes Passed:
Dieser Begriff beschreibt Gebäude oder Wohneinheiten, die technisch an das Glasfasernetz angeschlossen werden können. Es handelt sich um potenzielle Anschlüsse, die jedoch noch nicht aktiv genutzt werden.

Homes Connected:
Wohneinheiten, die tatsächlich an das Glasfasernetz angeschlossen sind. Dies bedeutet, dass die Glasfaserleitung bis in die Wohnung oder das Haus reicht und genutzt werden kann.

Homes Activated:
Aktiv genutzte Glasfaseranschlüsse, bei denen ein Vertrag abgeschlossen und der Anschluss in Betrieb genommen wurde.

Take-Up-Rate:
Die Take-Up-Rate beschreibt den Anteil der aktiv genutzten Glasfaseranschlüsse („Homes Activated“) im Verhältnis zu den verfügbaren Anschlüssen („Homes Passed“). Sie gibt Aufschluss darüber, wie viele der potenziellen Nutzer die Glasfasertechnologie tatsächlich verwenden.

Wo stehen wir wirklich?

Ein genauer Blick auf die Zahlen der BREKO Marktanalyse 2024 zeigt, wie es wirklich um den Glasfaserausbau in Deutschland bestellt ist – und offenbart dabei einige zentrale Herausforderungen. Zum 30. Juni 2024 liegt die Glasfaserausbauquote (Homes Passed) bei 43,2 %. Das bedeutet, dass etwa 19,9 Millionen Wohneinheiten, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen technisch an das Glasfasernetz angebunden sind.

Fiber-optic and wireless tech have revolutionized data transfer, making connectivity faster and data storage more secure.
Die Anzahl der verbundenen Haushalte (homes connected) liegt bei nur 22,8 % (Bildquelle Adobe Stock / Tonstock).

Doch diese Zahl allein vermittelt ein unvollständiges Bild: Homes Passed beschreibt lediglich die Möglichkeit eines Anschlusses, also das Erreichen des Gebäudes oder des Grundstücks durch Glasfaserleitungen – nicht jedoch die tatsächliche Nutzung durch die Endverbraucher. Deutlich geringer ist die Glasfaseranschlussquote (Homes Connected), die die tatsächlichen Anschlüsse an das Netz umfasst. Diese liegt zum selben Stichtag bei lediglich 22,8 % oder rund 10,5 Millionen Anschlüssen. Hier zeigt sich eine Lücke zwischen technischer Verfügbarkeit und tatsächlicher Umsetzung.

Die Lücke zwischen Verfügbarkeit und Nutzung von Glasfaseranschlüssen

Auch die „Take-Up-Rate“, also die aktiv genutzten Anschlüsse, ist in dieser Hinsicht interessant. Sie beschreibt den Anteil der tatsächlich aktiven Glasfaseranschlüsse („Homes Activated“) im Verhältnis zu den verfügbaren Anschlüssen („Homes Passed“). In Deutschland liegt die Take-Up-Rate aktuell bei nur 26% – ein Hinweis darauf, dass viele Haushalte und Unternehmen trotz technischer Verfügbarkeit nicht auf Glasfaser umstellen.

Ein Grund für die geringe Take-Up-Rate von Glasfaseranschlüssen in Deutschland könnten die vergleichsweise hohen Kosten sein, sowohl für die Installation als auch für die laufenden Gebühren, die viele Haushalte abschrecken. Zudem empfinden viele den Umstellungsprozess von bestehenden Anschlüssen auf Glasfaser als aufwendig und kompliziert. Hinzu kommen Informationsdefizite: Viele Nutzer sind sich der Vorteile von Glasfaser nicht ausreichend bewusst oder erhalten unklare Informationen über die tatsächlichen Kosten und Nutzen. Schließlich spielt auch die aktuelle Zufriedenheit mit bestehenden Technologien wie DSL eine Rolle, da diese viele als ausreichend wahrnehmen.

All das führt dazu, dass Laut Zahlen der OECD (Stand: Dezember 2023) nur rund 11% der Haushalte direkt an das Glasfasernetz angeschlossen sind. Seither dürfte sich diese Rate allerdings deutlich verbessert haben. Positiv fallen in den Statistiken andere Länder auf, die allerdings auch andere Voraussetzungen haben als Deutschland. Länder wie Schweden oder Spanien erreichen demnach Quoten 75-90%. Weltweit führend ist Südkorea mit einer Versorgungsquote von knapp 90%.

Diverse Hürden hemmen den Glasfaserausbau

Der verlangsamte Fortschritt beim Glasfaserausbau in Deutschland lässt sich auf eine Reihe struktureller, technischer und regulatorischer Herausforderungen zurückführen.

Ein zentrales Problem sind die langwierigen Genehmigungsprozesse, die den Ausbau gerade in ländlichen Regionen erheblich verzögern und so zu großflächigen weißen Flecken führen, wie mein Kollege Matthias Lehniger in seinem Beitrag zeigt.

Gleichzeitig sind die Baukapazitäten begrenzt, was durch den Fachkräftemangel in der Branche weiter verschärft wird. Viele Bauunternehmen arbeiten an der Belastungsgrenze, sodass Projekte langsamer voranschreiten als geplant. Auch die hohen Kosten hemmen den Glasfaserausbau.

Herausforderungen wie der Fachkräftemangel verlangsamen den Ausbau von Glasfasernetzen (Bildquelle Adobe Stock / Катерина Євтехова).

Private Netzbetreiber konzentrieren sich vor allem auf wirtschaftlich attraktive Gebiete, während ländliche Regionen oft auf staatliche Fördermittel angewiesen sind. Diese Fördergelder fließen jedoch langsam, und es fehlt häufig an klarer Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Zudem zögern Haushalte und Unternehmen nach wie vor, einen bestehenden Glasfaseranschluss zu nutzen, sei es aus finanziellen Gründen oder aufgrund mangelnder Information über die Vorteile.

Technische wie organisatorische Lösungen vorhanden

Lösungen für diese Herausforderungen gibt es bereits, wie sowohl nationale als auch internationale Beispiele zeigen. Technologische Innovationen wie das sogenannte Micro-Trenching, das auch Axians erfolgreich einsetzt, ermöglichen eine schnellere, kosteneffizientere und dabei nachhaltigere Verlegung von Glasfaserleitungen, wie ich in der Vergangenheit bereits für Digital Chiefs erläutert habe. Bei diesem Verfahren werden schmale Gräben gefräst, wodurch sich die Bauzeit deutlich verkürzt. Auch die Nutzung bestehender Infrastrukturen, etwa von Stromleitungen, könnte den Ausbau beschleunigen. Zudem ermöglicht die oberirdische Verlegung von Glasfaserleitungen einen deutlich schnelleren und kostengünstigeren Ausbau vor allem im ländlichen Bereich, wie dieser Beitrag zeigt.

Gleichzeitig könnten Open Access-Modelle, wie sie in Schweden erfolgreich zum Einsatz kommen, auch in Deutschland neue Impulse geben. In Schweden müssen einmal verlegte Glasfaserleitungen von allen Anbietern gemeinsam genutzt werden. Dies verhindert teure und ineffiziente Doppelstrukturen und erlaubt den Netzbetreibern, sich auf neue Ausbaugebiete zu konzentrieren. Ein weiteres Vorbild liefert Spanien, wo der Glasfaserausbau zentral koordiniert wird. Die Vereinfachung bürokratischer Hürden und eine klare Priorisierung beschleunigen den Fortschritt hier erheblich. Auch in Deutschland könnte eine zentral gesteuerte Strategie helfen, die fragmentierten Strukturen zu überwinden und den Ausbau effizienter zu gestalten.

Wie Axians den Glasfaserausbau in Deutschland vorantreibt

Um die ambitionierten Ziele eines flächendeckenden Glasfasernetzes bis 2030 zu erreichen, braucht es einen gemeinsamen Kraftakt von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Für einen schnelleren Ausbau braucht es Mut, auch alternative Verfahren wie Microtrenching einzusetzen (Bildquelle Adobe Stock / Suryani).

Langwierige Genehmigungsprozesse, Fachkräftemangel und die Kluft zwischen technischer Verfügbarkeit und tatsächlicher Nutzung müssen überwunden werden.

Gleichzeitig braucht es mehr Mut, um auch durch technologische Innovationen wie Micro-Trenching, alternative Verlegeverfahren wie oberirdische Leitungen, zentral gesteuerte Ausbaupläne und Open Access-Modelle den Ausbau effizienter und schneller zu gestalten.

Erfahrene ICT-Partner wie Axians spielen dabei eine zentrale Rolle. Mit unserem umfassenden Portfolio unterstützen wir als Generalunternehmen Netzbetreiber, Kommunen und Unternehmen seit 2005 dabei, den Glasfaserausbau in Deutschland maßgeblich voranzutreiben.

Von der Planung und Konzeption über die Realisierung bis hin zum Betrieb bietet Axians alle relevanten Dienstleistungen aus einer Hand.

Dabei wägen wir bei Axians im Rahmen des Glasfaserausbaus stets sorgfältig ab, welche Verlege-Methode sich am besten für die jeweilige Gegebenheit eignet, und legen besonderen Wert darauf, möglichst nachhaltig und effizient vorzugehen. Unser Portfolio umfasst eine Vielzahl an Methoden, darunter Spülbohrungen, Tiefbauverfahren sowie oberirdische Verlege-Methoden, um unterschiedlichste Anforderungen optimal abzudecken.

Wir setzen dabei auf innovative Technologien, wie etwa präzise Netzplanungssoftware und intelligente Steuerungssysteme, um Ausbauprojekte schneller und effizienter zu realisieren. Weitere Informationen zum Leistungsportfolio von Axians in diesem Bereich finden Sie hier.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / GreenOptix

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