03.11.2025

Wie jedes Jahr warten die großen IT-Marktforscher mit Trendprognosen für das kommende auf. Gartner macht den Anfang und sieht einer disruptiven und risikoreichen Zukunft entgegen, erwartet aber auch so manche Innovation.

Den Gartner-Analysten zufolge wird 2026 ein Jahr technologischer Veränderungen in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit, ein Jahr massiver Disruptionen, aber auch vieler neuer Chancen für CIOs und andere High-Tech-Führungskräfte.

Die Top Strategic Technology Trends 2026, die Gartner für 2026 und die kommenden fünf Jahre voraussieht, sind eng verwoben, spiegeln den Analysten und Computerwoche nach aber auch die Realität einer KI-gesteuerten, hypervernetzten Welt wider. Vor dem Hintergrund des anstehenden großen Wandels müssten Unternehmen jetzt handeln, um Innovation und „operative Exzellenz“ voranzutreiben, dürfen dabei aber auch nicht vergessen, digitales Vertrauen aufzubauen.

Mehr Innovation denn je

Gartner-Vize Tori Paulman beschreibt das schon beobachtete und erwartete außergewöhnliche  Tempo der Entwicklung mit den Worten: „Was sich dieses Jahr anders anfühlt, ist die Geschwindigkeit. Wir haben in einem einzigen Jahr mehr Innovationen erlebt als je zuvor.“ Um dabei Schritt zu halten und die Volatilität überstehen zu können, müssten Unternehmen sofort handeln. Dann hätten sie auch eine Chance, in ihrer Branche über die kommenden Jahrzehnte hinweg Zukunft mitzugestalten. Die von Gartner für 2026 und darüber hinaus aufgezeichneten Technologietrends wirken als Katalysatoren für die Business-Transformation. Sie umfassen auf Englisch der Reihe nach:

2026 wird laut Gartner ein Jahr der technologischen Disruption – mit noch nie dagewesener Innovationsgeschwindigkeit durch KI und neue Plattformen. (Bildquelle: Adobe Stock / graphiczone872)

AI Super Computing Platforms, Multiagent Systems, Domain-Specific Language Models (SDLMs), AI Security und AI-Native Development Platforms, Confidential Computing, Physical AI, Preemptive Cybersercurity, Digital Provenance und Geopatrition.

Die Top 10 Technologie Trends im Einzelnen

Geopatrition bezeichnet laut Gartner den Trend, Unternehmensdaten und Anwendungen aus globalen Public Clouds zu Anbietern oder souveränen Clouds in der jeweiligen Region zu verlagern. Einst vorwiegend auf Banken und Regierungen beschränkt, wird Geopatrition aufgrund der wachsenden globalen Instabilität zunehmen. Bis 2030 würden über 75 Prozent der Unternehmen in Europa und Nahost ihre virtuellen Workloads entsprechend in die Region verlagern, um Risiken zu verringern. 2025 waren es nur 5 Prozent.

AI Super Computing Platforms werden Gartner zufolge zum Schlüssel der Beschleunigung von KI und vereinen neben CPUs und GPUs auch AI ASICS sowie neuromorphe und alternative Rechenparadigmen, um komplexe Workloads zu orchestrieren und in neue Dimensionen bei Leistung, Effizienz und Innovation vorstoßen zu können. Mit ihrer immensen Rechenleistung sollen die Systeme zum Beispiel helfen, binnen weniger Wochen statt Jahren neue Medikamente hervorzubringen und Netzbetreibern in Kürze Daten über bevorstehende oder mögliche Extrem-Wetterereignisse liefern.

Gartner erwartet, dass bis 2028 über 40 Prozent der führenden Unternehmen solche hybriden Computing-Paradigma-Architekturen in ihre kritischen Workloads integriert haben. Bisher sind es nur 8 Prozent.

Von KI-Supercomputing bis Cybersecurity: Die Gartner-Trends zeigen, wie Unternehmen Technologie als Innovations- und Schutzfaktor nutzen können. (Bildquelle: Adobe Stock / stver)

Multiagent Systems (MAS) vereinen mehrere KI-Agenten, die miteinander interagieren, um gemeinsam individuelle und komplexe Aufgaben zu verfolgen und praktische Wege zur Automatisierung von Geschäftsprozessen zu finden. Der modulare Aufbau steigert die Effizienz, beschleunigt die Bereitstellung und kann durch Wiederverwendung von bewährten Lösungen Risiken vermeiden.

Domain-Specific Language Models (DSMLs) sprechen für sich und sind auch gut geeignet, Spezialaufgaben zu erledigen.

Gartner geht davon aus, dass bis 2028 über die Hälfte der von Unternehmen eingesetzten KI-Sprachmodelle domänspezifisch sein werden. Gleiches soll auch für AI Security Platforms gelten.

Confidential Computing soll helfen, sensible Daten durch isolierte Workloads innerhalb hardwarebasierter vertrauenswürdiger Umgebungen (Trusted Execution Environments, TEEs) besser zu schützen. Inhalte und Workloads werden dabei jeweils privat gehalten, womit noch nicht mal Infrastruktur der Cloud-Anbieter darauf Zugriff haben. Gartner zufolge werden bis 2029 drei Viertel der Rechenoperationen aus nicht vertrauenswürdigen Infrastrukturen durch Confidential Computing abgesichert werden.

Physical AI bringt Künstliche Intelligenz praktisch in die reale Welt, um nicht nur Roboter, sondern auch Drohnen und Maschinen zu befähigen, die Umwelt wahrzunehmen und entsprechend zu handeln.

Preemptive oder präventive Cybersecurity soll helfen, die mit KI exponentiell wachsenden Risiken zu verringern. CIOs sollen so in der Lage sein, von der reaktiven Verteidigung zu einem proaktiven Schutz überzugehen und Angreifer etwa KI-gestützt täuschen zu können. Gartner geht davon aus, dass bis 2030 rund die Hälfte der Security-Ausgaben in solche präventive Lösungen fließen werden.

Digital Provenence schließlich ist laut Gartner und Computerwoche unerlässlich, um die Herkunft, den Besitz und die Integrität von Software, Daten, Prozessen und Medien zu überprüfen. Das gilt besonders auch für Drittanbieter-Software und KI-generierte Inhalte. Da die regulatorischen und gesetzgeberischen Anforderungen diesbezüglich steigen, könnten auf Unternehmen, welche die Herkunft der Daten außeracht lassen, bis 2029 Sanktionen in Milliardenhöhe zukommen.

 

Quelle Titelbild: Adobe Stock / viking75

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